Sonntag, 23. August 2015

Lange Museumsnacht in Koblenz - 2014

Wieder einmal bin ich der Einladung der Koblenzer Museen, Galerien und Ateliers zur Langen Nacht der Museen gefolgt, in diesem Jahr 2014 mit 27 teilnehmenden Häusern. Die Eröffnung erfolgte durch den Kulturdezernenten der Stadt bei der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein im Haus Metternich auf dem Münzplatz. Der großen Anzahl der Eröffnungsgäste erklärte der Kulturdezernent, wie wichtig eine Veranstaltung wie diese sei, um die Bedeutung der Kunst einmal gezielt hervorzuheben. Kunst, besonders wenn sie qualitativ so hochwertig wie in Koblenz sei, mache eine Stadt lebens- und liebenswert. Die Vorstandsvorsitzende der Künstlergruppe kündigte für die Nacht im Haus Metternich mit allen Sinnen erlebbare, lebendige Interaktionen an. Das Konzept zu der eigens für die Museumsnacht mit "BeSINNlich" betitelten Ausstellung beinaltete neben der Bildenden Kunst, Lesungen, Musik sowie Video- und Fotodokumentationen. Performative Installationen sollten den Prozess des Entstehens von künstlerischen Arbeiten für die Gäste sichtbar machen. Als Künstler wirkte unter anderem David Hardy mit, der neben Wänden auch seinen Regenschirm als Ausstellungsfläche nutzte. Der Besucher wurde im Ausstellungshaus mit Sinnesreizen nahezu überflutet. Hier hätte man sich die ganze Lange Nacht "um die Ohren schlagen können", ohne sich auch nur einen Moment zu langweilen.
Selbst wenn es nicht gelingen konnte, in den sechs zur Verfügung stehenden Stunden alle Häuser mit mehr als achtzig Einzelveranstaltungen zu besuchen, wollte jeder doch möglichst viele Kunstbegegnungen erleben. Mit einem Bus-Shuttle ließ sich fast jedes teilnehmende Haus, selbst das etwas abseits gelegene DB Museum, mühelos erreichen. Wahre Eisenbahnfreunde gelangten dorthin mit dem Historischen Sonderzug der DB. Um den Überblick nicht zu verlieren, welches Haus welches Programm bot, und wie man dorthin kommen konnte, gab es erstmalig eine kostenlose "Museumsnacht-App" für Smartphone-Nutzer. Trotzdem blieb niemandem die Qual der Wahl erspart. Gerade die Museen, speziell Mittelrhein- und Ludwig-Museum hatten ein abendfüllendes Programm auf die Beine gestellt, boten auch den jungen Kunstfreunden auf sie ausgerichtete Aktionen. Wer per Seilbahn zur Festung Ehrenbreitstein gondelte, erlebte Kunst schon während der Fahrt mit der in den Gondeln installierten Ausstellung "Sky Art". Noch viel mehr Kunst und Kultur gab es auf der Festung. Neben spannenden (Themen-)Führungen feierte zum Beispiel das Landesmuseum die "Lange weiße Burgundernacht zum Barock" mit Musik und Gaumenfreuden bei Kerzenschein. Und in der Festungskirche gab es eine weitere Begegnung mit der Künstlergruppe AKM, die hier zusammen mit der "Ökumene in der Festungskirche" Mircea Handaburas Ausstellung "Grenzerfahrungen", begleitet von Text-Musik-Collagen, zeigte.
Auch in der am Fuße der Festung gelegenen Kunstresidenz Ehrenbreitstein war die reiche Kunst- und Galerieszene in der Museumsnacht sehr aktiv. In einer Galerie wurde eine  Fotoserie präsentiert, die sich dem Architekturprojekt "Nuova Corviale" am Rand von Rom widmet. Mit einer besonders interessanten Idee wartete eine andere Galerie auf. Hier präsentierte ein Künstler seine Porträtausstellung und die neunmonatige Entstehungsgeschichte seines fiktiven Bildnisses von Maria Magdalena Keverich, der Mutter Ludwig van Beethovens. Zur Enthüllung des Gemäldes ging es in einem fröhlich-lärmenden, von Schauspielern begleiteten Kerzen-Umzug quer über das auf dem Kapuzinerplatz stattfindende Krebbelchenfest zum Mutter-Beethoven-Haus. Dicht an dicht drängten sich die Gäste im Obergeschoss, wo das Programm mit Live-Musik umrahmt wurde. Die Idee des Künstlers wurde sehr gelobt, denn bisher gebe es keine Abbildung von der jungen Maria Magdalena. Der Künstler überließ das von ihm gemalte Bildnis dem Haus als Schenkung. Eine junge Ehrenbreitsteinerin habe ihm dafür Modell gesessen, erklärte er. Die hübsche Frau mit dunklen Haaren und melancholischen Augen verkörpere für ihn genau das, was die Literatur Maria Magdalena Keverich an Eigenschaften zuspricht. Mit verschiedenen Symbolen gestaltete der Künstler den Hintergrund des Bildes. Die Galeristin erklärte die Ausführung als klassisch gemalt, fast altmeisterlich. Das Bild rede mit dem Betrachter, es gehe auf die Dramatik im Leben der Maria Magdalena ein, wurde in einer Laudatio das Werk gewürdigt, Mit diesem inspirierenden "Wesensporträt" sei es dem Künstler gelungen, das Denken und die Phantasie des Betrachters anzuregen.
Nach der Veranstaltung zog es viele Gäste zum Rhein-Museums oder zu einem etwas oberhalb des Ortes gelegenen Atelierhaus, wo zahlreiche große Skulpturen, Farbholzschnitte, Zeichnungen und eine Menge mehr Kunst zu bestaunen waren. Ein besonderer Hingucker  waren eine blaue und beleuchtete 2,80 Meter große Pferdefigur im Garten sowie eine riesige Giraffe im Erdgeschoss des Atelierhauses, deren Kopf neugierig in den ersten Stock blickt. Die meisten Figuren, mit denen "zu spielen" die Künstlerin ausdrücklich auffordert, sind wetterfest. Den immer wieder hineinschauenden Gästen zeigte die Künstlerin noch viel mehr von dem, was ihre Kreativität im Laufe der Jahre hervorgebracht hat. Dabei fand sich sogar ein weiteres Bildnis von Maria Magdalena Keverich. Sie ist die Karo Dame auf dem Kartensatz, den die Künstlerin vor Jahren einmal zeichnete.
Noch mehr Kunst zu erleben, blieb wegen mangelnder Zeit ein reines Wunschdenken. Ich habe mir vorgenommen, die anderen Häuser einfach einmal an solchen Tagen besuchen, wenn nicht gerade ganz Koblenz im Kulturrausch ist.

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