Anreise nach Mulhouse (gesprochen: Mülhuus) über
A61 und A5 Katastrophe. Wegen Brückenbauarbeiten
Autobahn-Vollsperrung. Stau mit Stillstand. Leute steigen aus Autos
aus und laufen rum. Wir nehmen nächstmögliche Abfahrt nach ca. 30
Minuten. Nie wieder Autoreisen! Umweg über Dörfer bis zur
Wieder-Auffahrt. Danach reihen sich immer noch Baustellen an
Baustellen. Alle fünf Kilometer lang. Schließlich Ankunft. Rudi hat uns gut
geführt. Wie reiste man eigentlich früher vor der Zeit der Navis?
Rezeptionistin spricht gottseidank Englisch. Nachdem sie keine
Antwort von mir auf ihre Frage erhielt „Haben Sie uns gut
gefunden?“. Parken kostet 6 Euro/Tag. Frühstück 8,50 Euro pro
Person/pro Tag. Wir packen aus. Michael eine eigene Version eines
Schlafanzuges. Kombiniert mal ganz neue Oberteile mit Unterteilen. In
Mulhouse nur sehr wenige, eher keine Restaurants geöffnet. Preis pro
Gericht: 15 Euro durchschnittlich. Flammkuchen auch für unter 10
Euro. Crepe auch. McDonalds hat geöffnet, aber je ca. 15 Personen in
einer Schlange vor der Kasse. Subway gibt’s auch. Wir gehen rein.
Premiere. Wie bestellt man so etwas. 15 cm oder 30 cm. Welches Brot,
welcher Belag, welche Soße? Von einem 15 cm-Brot für knapp 5 Euro
wird man jedenfalls nicht satt. Aber lecker war es.
Im Hotel fehlt Föhn, Michael kann bei
Schlummer-Licht nicht lesen, jetzt Beine auf dem Tisch und
Küchenlampe nutzen. O-Ton: Damit kann man die Sterne im Himmel
anleuchten (Bettlampen). Plat du jour heute nur für mich:
Gemüsesuppe und Nudeln mit Gemüsestückchen, darüber Schafskäse.
Michael nachher bei McDonalds einen Burger und Pommes gegessen.
Klo-Benutzung mit Hindernissen – mit Code auf der Quittung geht’s.
Aber wie kommt man wieder raus? Ein Zufall (Knopf im Rauminneren)
machte es möglich. Im Café Mozart kleine Törtchen gegessen.
Brüllende Kinder machten aus Café Kindergarten. Michael bestellt
zweiten WiFi-Code in Englisch. Hat tatsächlich geklappt. Ohne Kerzen und Sekt, aber
mit einem guten Buch. Frühstück im Hotel gut: Croissants, Baguette,
Käse, Wurst, Marmeladen, Kaffeeautomat, Joghurt, Müsli – das ist
man von Frankreich eher nicht gewohnt. Was trinken die Elsässer?
Bier mit Grenadine und irgendwelches grünes Gesöff. Haben wir noch
nicht herausbekommen. Ich habe
nach 6 Jahren erstes Mal wieder gebadet und es sehr genossen.
Danach keinen Rücken mehr – toll. Nach Frühstück am nächsten
Tag – Rücken ist übrigens wieder da – auf nach Colmar. Nach
rund 1 Stunde Landstraßen fahren, ein Stück Weinstraße, Ankunft.
Hotelzimmer nicht viel größer als unser Koffer. Eiskalt, Heizung
funktioniert nicht. Wir dürfen umziehen in den nächsten Koffer.
Packen gar nicht erst groß aus, wohin auch mit den Klamotten? Sind
ja sowieso schon im Koffer. Dann rein in die Altstadt, die uns sofort
bezaubert. Was uns sehr positiv auffällt, auch wenn wir es hier und
heute nicht brauchen: Ein großer kostenlos nutzbarer PKW-Stellplatz
am Eingang zur Altstadt. Koblenz erhöht seine Parkgebühren um 140
Prozent, in anderen Städten ist kostenloses Parken möglich. Warum
da und nicht bei uns? Ein bisschen Rothenburg ob der Tauber, ein
bisschen Venedig. Eine Häuserfassade älter und schöner als die
andere. Überall sitzen die Leute draußen und essen. Wir finden
direkt am Kanal ein Restaurant. So wollten wir in Venedig schon immer
mal sitzen, dort war es aber immer zu teuer. Hier ist es auch nicht
viel preiswerter, aber wir haben jetzt ja Barclay! Plat du jour zu 8
Euro „est fini“. War ja klar. Nehme ich eben Zwiebelkuchen,
Michael Carpaccio. Dazu Pinot Grigio für mich, Michael will süß
und wählt Muscat. Der ist aber trockener als meiner. Michael
meckert. Hinter mir sitzt ein Paar, das im Restaurant seine Geschäfte
erledigt. Sie telefoniert laufend in Englisch, es geht um
irgendwelche Reservierungen, er surft im Internet. Sie nervt. Zum
Dessert nehmen wir Café Gourmand als Erinnerung an die schönen
Provence-Tage. 4 verschiedene Desserts kommen. Da kann man nicht
meckern. Zum Schluss zahlen wir mit der Zauberkarte 40 Euro. Tut
überhaupt nicht weh. Ich sehe überall in der Stadt Mode im Stil von
Desigual. Traumhaft. Aber ein Teil kostet so viel wie ein Essen für
uns beide. Also: Nur gucken, nicht kaufen. Aber Gondel fahren wir
auch nicht. Die Gondeln sind hier zwar Kähne mit kleinem
Elektromotor, kosten dafür aber auch pro Person für 30 Minuten nur
6 Euro. Trotzdem will der beste aller... nicht. Zum Abschluss der
Altstadt-Tour gönnen wir uns noch Bier mit Grenadine. Wir sind ja
jetzt schließlich Einheimische. Auf dem Zimmer empfängt uns endlich
deutsches Fernsehen. Michael ist glücklich. Es gibt wieder
Meckereien wegen der Lautstärke. Er hört nichts, mir ist es zu
laut. Schon Rückweg war eine einzige Diskussion. Nehmen wir den Weg,
der ist kürzer. Nein, der ist kürzer. Es folgen endlose Debatten
über die Straßenführung. Niemand gibt nach. Also nehmen wir jetzt
„meine“ Route und nehmen die Zeit: 6 Minuten. Morgen stoppen wir
„seine“ Route. Dann wird wohl wieder Frieden einkehren.
Am nächsten Morgen Dauerregen. Heizung
funktioniert wieder nicht. Och, die machen wir immer aus, wenn die
Zimmer sauber gemacht werden sollen. Jetzt – für Sie – machen
wir sie aber wieder an. Na, bitte. Geht doch. Mit Regenschirm
bewaffnet, dick-bejackt ziehen wir zu Fuß über Michaels Route
wieder Richtung Altstadt Colmar. 5 Minuten. Gut, war seine Strecke
also 1 Minute kürzer. Auf dem Rückweg heute haben wir allerdings
noch eine Zwischenstraße gefunden, die wirklich optimal war. Sicher
nur 4 Minuten. Aber die brauchen wir nun nicht mehr.
In Colmar gehen wir heute in jede
trockene Passage, in jeden Laden, in dem man sich ein wenig aufwärmen
kann. Dann ist wieder Mittagszeit und ich vergewaltige Michael zu
einem Plat du jour für 9 Euro. Er bekommt coq au riesling, ich
Lachs. Einfach köstlich und mit viel Liebe zubereitet. Dazu ein
kleines Gläschen Wein und ein fettes Dessert zum Abschluss. Aus der
großen vorgetragenen Kuchen-Auswahl entscheide ich mich für
Rhabarbar, um kurz danach zu hören, dass Rhabarbar nicht mehr im
Angebot ist. Das ist ja wieder typisch. Ich wähle dann Käsekuchen.
Der ist da und sehr lecker. Noch ein Espresso, dann geht es an die
frische – sehr frische – Luft. Wir entscheiden uns für Kultur
und besuchen das Naturkundemuseum. Schauen uns lauter ausgestopfte
Tiere an. Das habe ich sicher vor 40 Jahren das letzte Mal gemacht.
Auf dem Rückweg durch die Stadt, bummeln wir gemütlich durch die
Gassen und gucken wirklich jede Auslage an. Zum Abschluss nochmal ein
Café-Besuch. Dann ins Hotel, Fernseher an, Internet an – sehr
wackelige Verbindung. Gerade eben mal wieder nicht. Aber das Nötigste
ist erledigt. Versuche es später nochmal.
Fahrt nach Strasbourg ist ein Klacks.
Rudi findet auch dieses neue Hotel mitten in der Stadt trotz
Baustelle mit bravour. Nur einen Parkplatz nicht. Hoteldame verweist
uns auf Parkhaus für 11 Euro/24 Stunden. Zimmer noch nicht frei. Wir
stellen Koffer im Gepäckaufbewahrungsraum des Hotels ab und ziehen
los. Direkt ans Ufer der Ill, wo die ganzen Boote liegen, mit denen
man in gut einer Stunde über den Fluss fährt bis zum
Europaparlament. Wir entscheiden uns, am nächsten Tag damit zu
fahren. Es ist Essenszeit: 12-14 Uhr. Babsi isst Linsen mit
Kartoffeln und dicker Wurst. Michael guckt zu. Holt sich später
Croque Monsieur. Und am Abend noch einen Keks mit roter Marmelade.
Der Arme. Aber ich kann ja nichts dafür, dass er sich meinen
Essengelüsten nicht anschließen mag. Auf jeden Fall gefällt mir
dieses Mittags essen sehr gut. Ich bin satt bis zum nächsten Morgen.
Keine Schoko-Gelüste, am Abend keinen Appetit. Muss doch gut für
die Figur sein, fürs Portemonnaie auch. Schon vor dem Essen bezieht
sich der Himmel. Es wird ungemütlich. Michael auch. Er friert in seinem
Strickjäckchen. Will ins Hotel. Ich will weiter durch die Stadt
ziehen. Wir gucken noch das Münster an, ich schaue den
Straßenzeichnern zu. Wir kaufen zwei Briefmarken für Karten an riro
und die Brüggemänner in der Post. Eine nette Angestellte hilft uns
bei der Bedienung des Automaten. Dann fängt es an zu regnen. Wir
gehen in ein Café, bestellen heißen Kakao. In der
Dauer-Nachrichtensendung im dort aufgehängten Fernseher lesen wir in
Französisch, dass Gaddafi tot ist. Der Tunesier neben uns freut sich
wie verrückt. Wir trinken noch einen Ricard (ich) und einen Martini
(Michael). Draußen wieder trocken, immer noch kalt. Wir gehen ins
Hotel. Schönes Zimmer, geräumig, gemütlich. Deutsche
Fernsehsender. Internet – wie in allen Zimmern zuvor auch. Nachdem
Michael sich aufgewärmt und ein wärmendes Jäckchen übergezogen
hat, ziehen wir nochmal los, gucken, was auf unserer Seite der Ill so
zu sehen ist. Auch hier viele nette Straßen, hübsche Häuser,
schöne Geschäfte und appetitanregende Lokalitäten.
Michael schnieft und schnauft. Hat
schlechte Laune, Erkältung bahnt sich doch ihren Weg. Spray nimmt er
nicht. Neee, meine Nase tut schon weh. Pillen nimmt er ja gerne. Also
wenigstens die. Hoffentlich erwischt es mich nicht auch. Am zweiten
Strasbourg-Tag sollte eigentlich die Sonne scheinen. War aber nichts.
Nur dicke wabernde Nebelwolken über der Stadt. Eiseskalt war es
dazu. Also haben wir uns bewegt. Durch Petite France und die gesamte
Stadt kreuz und quer. Mein Plat du jour haben wir verpasst, weil
Michael sich immer zu spät entschließt, nach einem passenden Lokal
zu suchen. Nach 13 Uhr bekommt man Plat du jour oft schon nicht mehr.
So bekam ich heute Flammkuchen mit Munsterkäse. Michael landete am
späten Nachmittag nochmal bei McDonalds. Dazwischen noch ein Kaffee
in einem Café, für das wir sehr lange unterwegs waren. Ich lief nur
noch wie ein Automat neben Michael her. Orientierungssinn völlig
verloren. Immer wieder der selbe gelbe Briefkasten? Ich hatte den
Verdacht. Wollte schon heimliche Zeichen anbringen, um einen Beweis
erbringen zu können. Darüber habe ich einen regelrechten Lachkrampf
bekommen. Im Café saßen wir und beobachteten das rege Leben aller
Verkehrsteilnehmer. Autos halten bei Rot, Fußgänger und Radfahrer
nur, wenn auch Autos das erforderlich machen. Ansonsten laufen alle
über die Straße, wann es ihnen gerade passt. Radfahrer queren die
Spuren der Fußgänger und trotzdem geht alles immer gut. Ganz
erstaunlich. Nun sind wir nicht Boot gefahren und ich habe mich nicht
malen lassen. Nun, ja. An einem anderen Ort zu einem anderen
Zeitpunkt. Alles wird immer überall möglich sein. Bestimmt auch mal
in Koblenz bei einem der vielen Stadtfeste. Sonst kommen wir halt
noch einmal her.
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