Samstag, 26. Dezember 2015

Betriebsführung bei Amazon Koblenz

Ein paar Wochen vor Weihnachten habe ich die Gelegenheit, das Amazon Logistikzentrum in Koblenz, erbaut im Jahr 2012, zu besichtigen. Das Koblenzer ist eines von insgesamt neun Logistikzentren in Deutschland und verfügt, wie die meisten Standorte, über 110.000 Quadratmeter Lagerfläche – das entspricht rund 17 Fußballfeldern. Amazon Koblenz gilt als einer der größten Arbeitgeber in der Region und wurde von der Agentur für Arbeit mit dem „Zukunftszertifikat 2014“ ausgezeichnet.


Rund 1.200 fest, plus 500 befristet beschäftigte Logistik-Mitarbeiter sorgen hier dafür, dass Bestellungen schnellstmöglich den Kunden erreichen. Zahlreiche Produkte werden Premium-Mitgliedern bei Bedarf sogar schon am Tag der Bestellung zugestellt. Für das Weihnachtsgeschäft werden in Koblenz zusätzlich 1.600 Saisonkräfte mit bis Ende des Jahres befristeten Verträgen als Verstärkung eingestellt. In den Einstiegspositionen als Receiver, Picker oder Packer (Warenannahme, Kommissionierung, Verpackung) soll nach Einarbeitung jeder neue Mitarbeiter angeblich spätestens nach vier Tagen fit für die zu verrichtende Arbeit sein. Mit dem um das Doppelte erhöhten Personalbudget will Amazon in Deutschland den für dieses Jahr erwarteten Rekordumsatz im Weihnachtsgeschäft stemmen. Weltweit werden für die Zeit Umsätze zwischen 33,5 und 36,7 Milliarden US-Dollar erwartet, für das Jahr wären es dann über einhundert Milliarden US-Dollar. Als ich später zu Hause diese Zahlen nenne, wird mir zunächst ein Hörfehler unterstellt, denn der Betrag erscheint einfach unglaublich.
Das Unternehmen, das für sich als „fairer Arbeitgeber“ wirbt, bietet seinen, auf dieses Milliardenziel hinarbeitenden Mitarbeitern zwar keine Tarifverträge, wie es in Deutschland die Gewerkschaft ver.di fordert und mit wiederholten Streikaufrufen zu realisieren sucht. Aber es bietet mindestens zehn Euro brutto pro Stunde. Schon im zweiten Beschäftigungs-Jahr verdient jeder Mitarbeiter in Koblenz umgerechnet mindestens 11,64 Euro brutto pro Stunde, wie Amazon informiert. Das so genannte Lohnpaket beinhaltet unter anderem Bonus- und Sonderzahlungen, Mitarbeiteraktien, Überstunden- und andere Zuschläge. Darüber hinaus präsentiert sich Amazon als attraktiver Arbeitgeber durch das „Career Choice“-Förderprogramm, mit dem es bis zu vier Jahre lang die berufliche Weiterbildung seiner Mitarbeiter unterstützt. 95 Prozent der Aus- und Fortbildungs-Kosten, maximal 8.000 Euro pro Mitarbeiter, übernimmt Amazon. Weltweit haben sich 183.000 Menschen für die Mitarbeit bei dem Online-Händler entschieden, wie das Unternehmen mit Stand Juni 2015 meldet. Amazon macht nicht nur als Arbeitgeber, sondern unter dem Motto „Amazon gemeinsam“ zusätzlich durch ein vielschichtiges soziales Engagement von sich reden. Es unterstützt gemeinnützige Organisationen mit Sach- und Geldspenden, engagiert sich für die Förderung der Lese- und Schreibkompetenz und aktuell auch in der Flüchtlingshilfe. An einer sehr praktischen Form von „Flüchtlingshilfe“ wird derzeit in Koblenz gearbeitet. In enger Zusammenarbeit mit Caritas und Agentur für Arbeit werde geprüft, zumindest für das Weihnachtsgeschäft dreißig Flüchtlinge zu beschäftigen. Das könnte für sie ein erster Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt sein. Menschen mit Migrationshintergrund zu beschäftigen, ist für Amazon keine Ausnahmesituation. Durch jahrelange und vielzählige Beschäftigung von aus hundert Nationen kommenden Mitarbeitern in Deutschland hat das Unternehmen große Erfahrung in Sachen Integration. Ich höre, dass auch Schwerbehinderte und Langzeitarbeitslose bei Amazon als Arbeitskräfte gut integriert sind. Wer bei Amazon arbeiten will, braucht wenigstens deutsche oder englische Sprachkenntnisse und muss die lateinische Schrift lesen können. Nur so können die zig Anweisungen und Sicherheitshinweise, die im gesamten Logistikzentrum ausgehängt sind, verstanden werden. Anweisungen und Hinweise, die auch der Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter dienen. Beides hat höchste Priorität, wie es in der Amazon-Imagebroschüre nicht nur nachzulesen, sondern bei der Betriebsbesichtigung real feststellbar ist. „18 Tage seit dem letzten Arbeitsunfall“ steht zum Beispiel auf einer Anzeigetafel in der Eingangshalle. Von hier aus hat man Einblick in den Kantinenbereich und die „Chill-Ecke“ mit Tischtennisplatten und Kicker-Spielen. Nach dem Passieren der Personen-Schleusen, die ähnlich wie an den Flughäfen funktionieren sollen, uns Gäste aber unkontrolliert passieren lassen, gelangt man in den „Receive“, den Wareneingang, wo jeder angelieferte Artikel elektronisch erfasst und in das System eingepflegt wird. Obwohl bei Amazon derzeit, wie in jedem Jahr zwischen Oktober und Dezember, Hochbetrieb herrscht, denn das Weihnachtsgeschäft läuft auf vollen Touren, ist keine Hektik feststellbar. Gestresste Mitarbeiter - Fehlanzeige. Komisch. Ich schaue mich in der riesigen Halle um und entdecke an den Wänden, offenbar als Motivationsschub zu verstehen, Informationen darüber, was das Unternehmen zusammen mit seinen Beschäftigten in bestimmten Zeiträumen geleistet und erreicht hat. Auf einem der Schilder ist als Rekordleistung in Koblenz der Versand von 507.000 Einheiten an einem Tag angegeben.

Im Gegenzug gibt es im Scannerakku-Aufladeraum Schriftbänder mit lobenden Sprüchen der Beschäftigten für ihren Arbeitgeber. „Ich finde die Arbeit hier richtig super“ oder „Die Arbeit ist einfach und macht Spaß“, lese ich.

Während der Führung, die seit Juni dieses Jahres als Besichtigungstour für die breite Öffentlichkeit angeboten wird, wird der gesamte Prozess erklärt, den die Waren bis zu ihrem Versand durchlaufen. Da erfährt man beispielsweise, dass die Einlagerung der Ware nach dem „System der chaotischen Lagerhaltung“ erfolgt,

also einzulagernde Ware immer da positioniert wird, wo gerade Platz ist. Ha, was bei Amazon funktioniert, sollte doch auch in meinem Haushalt funktionieren. Doch der beste aller Ehemänner beschimpft mich ständig für meine chaotische Lagerhaltung in den Schränken. Vielleicht wäre er heute besser mal mitgekommen. Damit die Dinge wiedergefunden werden können, muss ich natürlich manchmal etwas länger suchen. Bei Amazon werden Föhn, Buch und Creme nicht gesucht, sondern gefunden. Ein Handscanner macht es möglich. Mit ihm erfolgt eine gewissenhafte „Verheiratung“ von Artikel und Barcode des Lager-Faches.


Interessant ist, dass nicht an allen Logistikstandorten das gleiche Warensortiment eingelagert ist. Deshalb müssen zur Erfüllung mancher Kundenbestellungen die einzelnen Artikel von verschiedenen Standorten zusammengeführt werden. Von Koblenz aus werden auch Drogerieartikel und haltbare Lebensmittel, Weine und Spirituosen verschickt - das ist nur bei wenigen anderen Standorten der Fall. Sogar regionale Produkte, wie Gin aus der Eifel, finden sich im Sortiment, wie wir uns selbst überzeugen dürfen. Um den Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern, ihre Wegstrecken zu minimieren, führte Amazon in diesem Jahr, nachdem es im Jahr 2012 „Kiva Robotics“ übernommen hatte, erstmalig an einem Standort in Polen ein computergesteuertes Transportsystem ein. Wann das System in Deutschland startet, ist noch nicht bekannt, wie uns gesagt wird. Im gleichen Atemzug wird versichert, dass diese Technisierung keinesfalls zu einem Mitarbeiter-Ersatz führen werde. Ich frage mich, was passiert, wenn Amazon weiterhin so stark expandiert. 2014 gab es immerhin schon 109 Logistikzentren weltweit. Fünf Jahre zuvor waren es noch 39. Irgendwann wird es wohl außerirdische Standorte geben. Gründer Jeff Bezos scheint die erste Hürde dafür gerade genommen zu haben. Als angehender Raumfahrt-Unternehmer brachte er bei einem Testflug jetzt schon mal eine unbemannte Raumkapsel und die wiederverwendbare Trägerrakete sicher zur Erde zurück.

Freitag, 11. Dezember 2015

Burg Lahneck - ein schönes Ausflugsziel mit spannender Geschichte

Burg Lahneck, 164 Meter ü.NN. auf einem steilen Felssporn errichtet, gilt als Wahrzeichen der Stadt Lahnstein. 


Um so betrüblicher war es, dass die neunköpfige Erbengemeinschaft sie in diesem Jahr viele Monate lang nicht für Besucher öffnete - zum ersten Mal seit mehr als achtzig Jahren. Seit Robert Mischke, Vizeadmiral der kaiserlichen Marine die Burg im Jahr 1909 erwarb, ist sie im Besitz der Familie. Im September 2015 wurde der Führungsbetrieb erfreulicherweise wieder aufgenommen und wird ab Ostern 2016 seinen gewohnten Gang nehmen. Einer der rund zehn Burgführer ist Stefan Nürnberger. 


Nach einer Einführung durch erfahrene Burgführer-Kollegen und mit viel „learning by doing“ ist er, wie er mir erzählt, nach neun Jahren in diesem „Job“ mit einem Rundum-Wissen über die Burg und ihre Geschichte ausgestattet. Bevor die Burg sich von November bis März in den Winterschlaf begibt, zeigt er mir bei einem informativen Rundgang noch einmal Burgküche, Burgkapelle, Rittersaal, Ausstellungsräume und Bergfried. Statt allzu vieler Jahreszahlen lerne ich von ihm mehr über die Besonderheiten der Räume und von mancher der vielen im Mittelalter entstandenen Redensarten. Doch ganz ohne Jahreszahlen lässt er mich nicht davonkommen. Wann genau die Burg erbaut wurde, ist nicht erwiesen, aber es gibt Anhaltspunkte, dass es schon um 1226 geschah. Sie diente als Schutzburg für die umliegenden, im Besitz des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Siegfried von Eppstein befindlichen Gebiete. Nach Verwüstungen, die die Burg im 30-jährigen Krieg (wahrscheinlich im Dezember 1936) durch schwedische Truppen erfahren musste, und nachdem die letzten noch stehenden Dächer von französischen Truppen 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg in Brand geschossen wurden, war sie nur noch eine Ruine und diente als Steinbruch. Erst mit dem Jahr 1803 begann eine neue Ära. Im Zuge der Säkularisation des Erzbistums Mainz ging die Burg an das Herzogtum Nassau über. Somit wurde aus Kirchenbesitz Privatbesitz. Mitte des 19. Jahrhunderts erwarb der schottische Eisenbahnunternehmer Edward A. Moriarty die Ruine von der Familie Lassaulx und begann, die Burg im Stile der englischen Neugotik wieder aufzubauen. Die Arbeiten wurden von seinem Nachfolger Gustav Göde abgeschlossen. Die nachfolgenden Besitzer gestalteten die Anlage durch verschiedene Um- und Aufbauten immer wieder um. Der einstige Wehrbau verwandelte sich in eine Wohnburg, in der in Teilbereichen sogar bis vor wenigen Wochen noch gewohnt wurde.
Dem Geschichts-Exkurs folgt endlich die eigentliche Führung. Nach dem Durchschreiten des Burgtors stehen wir im Burghof.


Die Tür auf der rechten Seite schließt Nürnberger mit dem imposanten Burgschlüssel auf. Dahinter liegt die mit Natursteinboden ausgestattete Burgküche. Nicht nur aus praktischen, sondern vermutlich auch aus taktischen Gründen soll der Brunnen, der heute noch Wasser führt, in der Küche angelegt worden sein. Auf diese Weise konnte das Brunnenwassers zumindest von außen nicht vergiftet werden. Eines der um den Ofenplatz ausgestellten Kleinteile ist ein hölzernes Joch. Nürnberger führt mir vor, was es wörtlich bedeutet, „ein schweres Joch zu tragen“. 


Noch schnell ein Gruß zum Leuchterweibchen, das nach Nürnberger allerdings ein -männchen ist. 

Nun, ja. Das ist wohl Ansichtssache. Die hölzerne Figur wacht an der Spitze des aus Geweihstangen gefertigten Kronleuchters. Dann muss mein Führer „einen Zahn zulegen“. Im Mittelalter bedeutete das, den Topf näher an das Feuer zu bringen. Doch heute bedeutet es, sich zu sputen, denn eine weitere Besucher-Gruppe ist uns bereits auf den Fersen. Beim Weitergehen kommen wir an einigen Folterwerkzeugen vorbei und erreichen dann die auf das Jahr 1226 zurückgehende, dem Heiligen Ulrich geweihte gotische Burgkapelle, 15 Meter lang, 8 Meter breit. Der hohe Raum besticht durch bleiverglaste Fenster mit Glasmalereien und den in Rautenform verlegten, mehrfarbigen Lahnmarmor-Boden.


An manchen Stellen hat der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. Als Hingucker ist im Chorbereich eine Luther-Bibel aus dem Jahr 1712 ausgestellt. Ebenso beeindruckend ist das Hungertuch aus dem Jahr 1513. Die großformatigen Gemälde an den Wänden hier, wie im übrigen Burgbereich, entstammen der familieneigenen Kunstsammlung, wie Nürnberger ausführt.

Ich entdecke eine in der Kapelle aufgestellte Schatzkiste und will natürlich wissen, was es mit ihr auf sich hat. Nürnberger öffnet die mit elf Riegeln und einem Geheimschloss gesicherte Truhe, deren Besitzer offenbar „auf den Hund gekommen“ war, denn nur einige wenige Geldstücke bedecken noch den Grund. Schade. 

Weiter geht es in den Rittersaal, wo vor einem riesigen, aus flämischer Produktion stammenden Wandgobelin, dessen Farben ihre ursprüngliche Leuchtkraft im Laufe der Zeit erheblich einbüßten, zwei Rüstungen ausgestellt sind. Besonders bei den speziellen Kinderführungen erfreuen sie sich großer Beliebtheit, zumal sie angefasst und die separat ausgelegten Helme sogar aufgezogen werden dürfen. Ich habe mich jetzt nicht getraut, zu fragen, ob der liebe Herr Nürnberger mal ein Foto von mir mit Helm schießen würde. Auch die Waffen, wie zum Beispiel der als Schlagwaffe eingesetzte Morgenstern, faszinieren (nicht nur ) kleine Ritter. Nach Verlassen des Saales müssen sich die Besucher normalerweise zunächst einmal die eigens dafür ausgelegten Filzpantoffeln überziehen, denn der Parkettboden der folgenden Räume verträgt den Tritt von hartem Schuhwerk nicht. Ich darf heute ausnahmsweise mal mit meinen Straßenschuhen drüber laufen - und tue das gaaaanz vorsichtig. Die Ausstellungsräume zeigen eine bunte Sammlung an Mobiliar und Gebrauchsgegenständen, die die Wohnkultur des 17. bis 19. Jahrhunderts widerspiegeln.


„Anno 1700“ ist auf der Frontplatte eines aus Grauguss gefertigten Beileger-Ofens eingraviert. Ein Ofen, der gleichzeitig zwei Räume beheizt hat. Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt das mit einem aufwändigen Rahmen bestückte, Königin Victoria darstellende Gemälde. 

Sehenswert sind zudem die Sitzecke, auf deren Tisch stets eine Vase mit frischen Blumen steht, die mit Seidentapeten oder in Schablonentechnik verzierten Wände, Echtkristall-Leuchter, Nähkästchen und Aussteuer-Truhen. 

Ein echtes Schmuckstück ist das 150 Jahre alte Puppenhaus mit einer detailverliebten Ausstattung in allen acht Zimmern. Ach, wie sehr hatte ich als kleines Mädchen von einem solchen Haus geträumt! In einem der Ausstellungsräume befindet sich ein, mit einem Gitter überdecktes Loch im Boden. Hierdurch flüchtete schon so mancher in den Keller.


Nürnberger bietet mir einen Abstieg in die Unterwelt an, doch in Anbetracht der vielen Spinnenweben verzichte ich lieber. So geht die Führung geradewegs in eine andere Richtung - nämlich hoch hinauf. Eine schmale Wendeltreppe führt auf den dreißig Meter hohen, fünfeckigen Bergfried. Bei rund 15.000 Besuchern pro Jahr lasse sich auf Burg Lahneck, im Gegensatz zu den meisten anderen Burgen der Region, der Auf- und Abstieg gefahrlos ermöglichen. Viele, die es im Verlauf der Jahre wenigstens in das erste Zwischengeschoss geschafft haben, hatten offenbar das Bedürfnis, sich hier zu verewigen. Die Wände sind bekritzelt mit Namen und Sprüchen. Ich nutze das Lesen der Texte als Vorwand für eine Verschnaufpause, denn ich bin jetzt schon ganz gehörig außer Atem, was ich natürlich keinesfalls zugeben werde. 


Die Kletterpartie geht weiter hinauf, bis wir schließlich die oberste Plattform erreichen, auf der die rot-weiße Burgfahne im Wind weht. Die Aussicht über das Lahntal ist grandios. Ich bin einen Moment lang sprachlos, nicht nur, weil mir noch die Luft zum Sprechen fehlt. Leider haben wir keine Zeit, hier länger zu verweilen. Die Führung ist zu Ende. 


Doch zum Trost wartet in der vor der Burg gelegenen, frisch renovierten Burgschenke Pächter Ventsislav Pehlivanov mit frisch gebackenem Apfel- und Käsekuchen auf uns. Der Espresso geht aufs Haus. Das ist wirklich nett. Und ich verspreche, im nächsten Jahr wiederzukommen, wenn die Terrasse geöffnet ist. Dann werde ich auch mal kosten, was der Wirt so aus der Küche herauszaubert. 

Unterwegs im Stromerwald

Ein vierköpfiges Team des Forstamtes Lahnstein steht am frühen Morgen bereit, als ich zu der für mich sehr unwirtlichen Zeit am Forstamt ankomme. Gemeinsam warten wir auf die ersten Besucher des Tages. Die 15-köpfige „Fuchs“-Gruppe der KiTa St. Barbara ist mit ihren Erzieherinnen hergekommen, um den „Stromerwald“ zu erkunden, der um das Forstamt herum angelegt ist. Hier von „Wald“ zu sprechen, ist eigentlich übertrieben, denn das parallel zur Lahn gelegene, naturbelassene Gelände macht mit vereinzelten Bäumen und Sträuchern auf mich einen eher parkähnlichen Eindruck. Ich erfahre, dass „Stromerwald Lahnstein“ ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt Lahnstein und Landesforsten ist, das gerade sein zehnjähriges erfolgreiches Bestehen feiern konnte. „Stromerwald“ heißt es wegen der Nähe zum Strom (die Lahn) und weil sich das große Forstamts-Grundstück zum Stromern geradezu anbietet. Dazu lädt das Forstamt Lahnstein alle Kinder vom Vorschulalter bis zu den ersten beiden Grundschuljahren unter pädagogischer Betreuung ein. Glücklich die Erwachsenen, die sie begleiten dürfen! Mit allen Sinnen sollen die Kinder den „Stromerwald“ erfahren, die Natur spielerisch und emotional entdecken. Außer auf Pirschpfad und Kletterbaum können weitere Abenteuer zum Beispiel auf Barfußpfad und Piratenschiff bestanden werden. Das vom Forstamt erbrachte Waldpädagogik-Gesamtpaket „Stromerwald“ und „Schulwald“ (im Staatswald des Forstamtes angelegt) haben bislang mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche angenommen. Höhepunkt sind immer wieder die für die 3. Grundschulklassen veranstalteten Waldjugendspiele.

Im „Stromerwald“ wird sich heute die „Fuchs“-Gruppe beim Baumklettern ins Zeug legen und auf den Pirschpfad begeben. Zu Beginn bittet Dieter Bielicki, Produktleiter Umweltbildung am Forstamt, Kinder und Erwachsene, sich für das Begrüßungsritual an den Händen haltend im Kreis aufzustellen. Ich bin Teil des Kreises und spüre, wie sich die kleinen Händchen vertrauensvoll in meine legen und bin ganz gerührt. Jetzt wird die Gruppe aufgeteilt in Kletterer und Pirscher. Nach jeweils bestandenem Abenteuer sollen die Rollen getauscht werden. Am liebsten möchten alle, ob vier oder sechs Jahre alt, als erstes klettern, denn das erscheint besonders spannend. Mich fragt leider niemand, ob ich auch mal klettern möchte. Bestimmt hundert Meter hoch sei der Baum, meint eines der Kinder. Victoria Mayer, die sich derzeit in Ausbildung zur zertifizierten Waldpädagogin befindet, legt den ersten Kindern die Klettergeschirre an, während Bielicki am Sicherungsseil schon den so vorbereiteten kleinen Zidan empfängt. Er setzt ihm einen Schutzhelm auf und demonstriert dem Jungen, indem er ihn frei am Seil schwingen lässt, wie sicher er aufgehoben ist. Jetzt wagt sich der Junge an den Aufstieg. Schafft er es, den bis zur Umlenkrolle abgeasteten Baum zu erklimmen, hat er eine Höhe von rund zehn Metern erreicht. Aber schon nach wenigen Schritten baumaufwärts verlässt Zidan der Mut. Unten wartet ungeduldig sein zwei Jahre älterer Bruder Zino auf seinen Einsatz. Mit Bielickis Ratschlägen, wie es am besten hochgeht, spurtet der Junge hinauf. Seine Kindergartenfreunde sitzen unten auf den vor dem Baum halbkreisförmig angeordneten Birkenholzblöcken und feuern ihn an. Zino lacht vor Freude, als er merkt, dass er schon hoch über dem Kopf des Försters ist. So viel Eifer zu erleben, das macht natürlich auch Bielicki Spaß. Nach und nach kommt nun jedes Kind mit Klettern an die Reihe. Eines aus der Gruppe traut sich tatsächlich bis zur Zehn-Meter-Marke hoch. 
 
Während hier noch geklettert wird, erhält die zweite Gruppe Kinder durch den staatlich zertifizierten Waldpädagogen Willi Bausch-Weis eine Einführung in die Kunst des Pirschens, damit kein knackendes Ästchen die Tiere des Waldes aufschreckt. Welche Tiere sind es, die im Wald leben? Um das zu erklären, hat das Forstamt-Team viele kleine und große Tiere - leider nur aus Holz gestaltete, zweidimensionale Attrappen - auf dem Pfad versteckt, auf dem Boden oder an den Bäumen. Sind sie entdeckt worden, sollen die Kinder sie bestimmen und die typischen Verhaltensweisen/Merkmale nennen. Schon rufen die ersten: „Ein Eichhörnchen!“ und zeigen auf die am Baumstamm haftende Figur. Erstaunlich, wie gut sich die Kinder mit den Waldtieren auskennen – offenbar Kindergarten sei Dank. Die katholische Kindertagesstätte St. Barbara legt Wert darauf, den ihnen anvertrauten Kleinen in allen vier Gruppen auch Inhalte aus dem Natur- und Umweltbildungsbereich zu vermitteln, sagt Ingrid Bernardy-Edelmann, eine der Erzieherinnen. Für den Eichelhäher brauchen die Kinder noch ein wenig Nachhilfe. Ich hätte ihn vermutlich gar nicht erkannt. Bausch-Weis erklärt, und das ist auch für mich neu, dass der Vogel ein Freund des Försters ist, weil er Eicheln vergräbt, wodurch neue Eichen im Wald heranwachsen.


Beim Fuchs kann der „Fuchs-Gruppe“ der KiTa natürlich niemand mehr etwas vormachen. Den kennen sie richtig gut. Den Restmüll durchsuchenden Marder halten sie erst einmal für einen Biber, aber den klopfenden Specht kennen sie wieder alle. Auf dem Pfad weiter vorangehend kommen sie noch an Wolf, Reh, Hase, Storch und etlichen anderen Tieren vorüber. Der Wolf gleicht eher einem Wildschwein, aber das ist ja jetzt egal. Die kleine Anne entdeckt sogar einen Uhu hoch oben am Baumstamm. Der Kuckuck dagegen war etwas schwer zu erkennen - da hat der Tiermaler seiner Kreativität schon wieder zu viel freien Lauf gelassen. Aber den Igel im Laubhaufen, den kann man nicht verwechseln. Dass die kleinen stacheligen Tiere nur hier und jetzt gestört werden dürfen, lernt die „Fuchs-Gruppe“ ebenso wie von der Gefahr, die mit Martins- und Osterfeuern für die Igel und andere Kleintiere einhergeht. Mit viel Geduld und hervorragend auf die Kinder eingehend gibt Bausch-Weis tierisch guten „Unterricht“ inmitten der Natur, die obenauf einen grandiosen Blick auf Burg Lahneck gewährt. 


Doch das sehen nur wir Erwachsenen. Die Kinder haben dafür kein Auge. Schön anzusehen ist auch das Forstamtsgebäude, ein weißes, langgezogenes Haus mit roten Klappläden und Schieferdach. Es handelt sich dabei um den als Kulturdenkmal ausgewiesenen Arnsteiner Hof, ein ehemaliges Kloster (erstmals erwähnt im 12. Jahrhundert), das bereits im Jahr 1869 zum Dienstsitz des damaligen Oberförsters umgebaut wurde.

Während ich mich noch in die Geschichte hineinversetze, stürmen die Kinder zur Abenteuer-Halbzeit in das Haus, um sich bei einer vom Forstamt angebotenen kleinen Zwischenmahlzeit für den zweiten Teil des Naturerlebnis-Tages zu stärken. Für mich gab es leider keine Stärkung. Musste dann zu Hause das Frühstück nachholen.

Montag, 23. November 2015

Busfahrt nach Nancy - mit dicken Überraschungen

Busreisen finde ich ja grundsätzlich genial. Als Reisender brauche ich mich um nicht mehr zu kümmern, als rechtzeitig an der Bushaltestelle zu sein. Der einzige Nachteil: Die Abfahrt erfolgt meist zu nachtschlafender Zeit, und bis man endlich wirklich unterwegs Richtung Ziel ist, dauert es oft ein bis zwei Stunden, weil so viele Zwischenstopps zur Beladung mit weiteren Reisegästen eingelegt werden. Ich, in Koblenz wohnend, wollte nach Nancy (Lothringen) mit einem Busunternehmen aus Mayen. Als die Reisebestätigung eintrudelte, entschloss sich auch der beste aller Ehemänner, der zuvor rigoros erklärt hatte, nicht mitfahren zu wollen, doch teilzunehmen. Drei Tage später erhielt dann auch er seine Bestätigung.

Weitere sechs Wochen später, Mitte Juli, klingelt unser Wecker um 3.30 Uhr. Puh. Um zum Busbahnhof zu gelangen, können wir gottseidank den in der Nähe gelegenen Firmenparkplatz meines Arbeitgebers nutzen. Von dort haben wir nur ein paar Schritte zu gehen, der Bus steht schon da, etliche Mitreisende auch. Abfahrt sollte um 5.15 Uhr sein, nicht früher als fünf Minuten vor dem Termin öffnet der Fahrer die Türen, damit alle einsteigen können. Womit wir bei einer Tagesfahrt nicht gerechnet haben: Es gibt reservierte Sitzplätze. Da der Gatte und ich an verschiedenen Tagen gebucht hatten, wir zudem nicht die gleichen Nachnamen haben, sind für uns natürlich keine nebeneinander liegenden Plätze reserviert. Er hat Nummer 32, ich 23. Die 23 stellt sich als absolute „Arschkarte“ an diesem Tag heraus, denn auf dem Gang-Platz daneben sitzt schon ein XXL-Mann, der nahezu beide Sitzplätze für sich einnimmt. Für mich ist da maximal noch ein halber Sitz frei. Oh je. Jetzt werde ich panisch, weil ich mir die vier Stunden Fahrtzeit in dieser eingeklemmten Lage vorstelle. Gefrustet setze ich mich mal erst neben meinen Mann. Wir überlegen hin und her, wie wir das Problem lösen könnten. Meinen Platz neben dem XXL-Mann kann ich ja wohl kaum jemandem zum Tausch anbieten. Da müsste ich schon einen Hunderter obenauf legen. Die einzige Möglichkeit besteht darin, den Mann jetzt zu fragen, ob er seinen Platz gegen den meines Mannes (auch ein Gangplatz, nur drei Reihen dahinter und auf der anderen Seite) tauschen würde. Dann hätte halt die Person, die später einsteigen würde und den Sitzplatz neben (ehemals) meinem Mann – dann dem Dicken - zugewiesen bekäme, die Arschkarte. Allerdings würde die sich möglicherweise beschweren, der Fahrer würde feststellen, dass der Dicke auf einem Platz sitzt, der ihm gar nicht gehört, und wir bekämen die Ohren lang gezogen. Egal. Ich wage es. Doch der Typ antwortet rotzfrech und sehr selbstbewusst, er säße da, wo er sitzt, sehr gut. Sehr entgegenkommend. Natürlich weiß er nicht, dass ich diejenige bin, die eigentlich seine Sitznachbarin ist. Ich kriege Hitzewellen und einen roten Kopf vor Ärger.

Setze mich wieder auf den Platz, der nicht meiner ist, während der Bus schon zum nächsten Zustieg-Halt unterwegs ist. Während der Fahrt quatscht uns dann die hinter uns sitzende Mitreisende an. Ein von kaltem Rauch getränkter Atem umweht meine Nase. Brrr. Und das am frühen Morgen. Zunächst ist es ihr Interesse an unserem Sitzordnungs-Problem, dann schüttet sie uns aber ihr ganzes Leben ins Ohr. Wir erfahren alles über Kollegen, Nachbarn und ihre Erfahrungen mit Menschen im Allgemeinen. Der Bus hält, Leute steigen ein. Mein Herz klopft. Hoffentlich ist niemand dabei, der meinen „Jetzt-Platz“ beansprucht. Nein, dieses Mal noch nicht. Der Busfahrer ist ausnehmend muffig, hat noch kein Wort an die Reisenden gerichtet. Nicht einmal ein „guten Morgen“ beim Einsteigen. Noch ein paar Zustiege-Halts. Beim Vorletzten wartet der Bus vergebens auf die Gäste. Das erweist sich am Ende als unser Glück. Denn ausgerechnet einer von denen hätte wohl der Sitznachbar meines Mannes sein sollen. Dann hätte ich in den sauren Apfel beißen müssen. So viel Glück habe ich sonst selten, aber dieses Mal war es mir hold.

Den letzten Halt vor dem eigentlichen Reiseantritt legt der Busfahrer in Mayen ein. Dort steigt seine Stewardess hinzu. Sie grüßt wenigstens und stellt sich und den Busfahrer vor. Es ist das (schon etwas ältere) Ehepaar, dem das Reiseunternehmen gehört. Nun, von denen hätte ich mir eigentlich schon mehr Kundennähe vorgestellt. Immerhin, die Gattin bietet an, Kaffee zu kochen (und zu verkaufen natürlich). Auf die Anschnallpflicht im Bus weist sie nicht hin. Seit 6.45 Uhr sind wir auf Tour. Ein oder zweimal klappen die kleinen Video-Bildschirme im Bus – ähnlich wie im Flugzeug – herunter. Dann läuft ein Film über die Sehenswürdigkeiten, an denen wir gerade vorbeifahren. Zum Beispiel über die Kraterseen in der Eifel oder die Sauer bei Wasserbillig. 7.30 Uhr – 20 Grad. Über Zeit und Temperatur informiert eine Anzeige im Bus. Was im Flugzeug der Tomatensaft ist, ist bei Busreisen der Piccolo. Habe noch keine Busfahrt erlebt, bei der die Damen die Piccoli – so müsste der Plural ja wohl heißen – nicht mit Leidenschaft vertilgen. Wir sind jetzt in Luxembourg. Die Busfahrer-Gattin liest vor, was sie im Reiseführer zu „Luxembourg“ gefunden hat. Abgesehen von der brüchigen Stimme einer älteren Frau, ist sie keine begabte Vorleserin. Außerdem bin ich der Meinung, dass eine Frau, die schon so lange im Reisegeschäft ist, locker auch auswendig was zu Luxembourg vortragen können müsste.

Wir machen eine Pause, der Raststätten-Parkplatz in Wasserbillig ist rappelvoll. Viele scheinen hierher zu kommen, um ein paar günstige Einkaufs-Schnäppchen zu machen. Denn jeder weiß, dass man wegen niedriger Kraftstoffpreise hier günstig tanken kann und außerdem Niedrigpreise bei Sekt, Kaffee, Spirituosen und Zigaretten zu erwarten sind. Und, wie ich es bei fast jeder Busfahrt bisher erlebte: Einige wenige schaffen es einfach nicht, die Zeitvorgaben für die Weiterfahrt zu beachten. Alle 55 Gäste sind an Bord die restlichen drei sind nicht zu sehen. Mit siebenminütiger Verspätung schlendern sie schließlich ganz gelassen heran. Steigen ein – eine Entschuldigung? Fehlanzeige. Wir fahren weiter, an Metz vorbei, erhalten noch einmal eine kleine Lesung zu den Sehenswürdigkeiten dieser Stadt und kommen schließlich um 10.00 Uhr in Nancy an.

Unser Bus ist einer der ersten, hier am Cours Léopold parkenden Reisebusse. 21 Grad. Regen. Toll. Da will natürlich keiner raus aus dem Bus. So warten wir mal erst auf den Stadtführer. Vincent heißt der junge Mann, den man schon allein wegen dieses charmanten französischen Accents lieben muss. Er will uns eine Jugendstil-Führung durch Nancy zugute kommen lassen. Der Platz am Rande der Altstadt, auf dem die Busse parken, wurde im 19. Jahrhundert angelegt. Drum herum stehen mehrere Jugendstil-Häuser. Jugendstil oder Art Nouveau, wie es in Frankreich heißt. Noch bevor er mit der Führung beginnt, erklärt uns Vincent, welchen Weg man am besten in die Altstadt nimmt, und wo man das Fremdenverkehrsamt findet (Place Stanislas), um sich den kostenlosen Stadtplan zu holen. Obwohl wir ja im Zeitalter der Navigationsgeräte leben, sind die meisten zu Fuß gehenden Touristen doch immer noch mit Stadtplänen in der Hand zu sehen. In einigen Jahren sind die wahrscheinlich auch schon ausgestorben, und alle starren nur noch auf ihre Smartphones, um sich von ihren Apps durch die Städte leiten zu lassen. Neue Zeiten, neue Sitten. Auch eine Art von Art Nouveau, denn die nur rund zwanzig Jahre andauernde Kunstrichtung (Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert) entstand aus dem Willen heraus, sich zu erneuern. Die Natur war Vorbild und Stilmittel der Jugendstilkünstler, wie uns Vincent erklärt. Und in Nancy sei sie sehr realistisch in der Kunst wiedergegeben worden. Metall, das im Zuge der industriellen Revolution als neues Baumaterial entdeckt wurde, ist auch für den Jugendstil in Nancy sehr maßgeblich gewesen. Handwerker wurden hier zu Künstlern. Wir sehen später noch zahlreiche kunstvoll verzierte schmiedeeiserne Gitter, wo Blätter und Blüten dem Ganzen eine heitere Leichtigkeit geben. Sehr beeindruckend.

Wegen des noch ziemlich unfreundlichen Wetters starten wir die Stadtführung dann schließlich per Bus, zumal auch die Sehenswürdigkeiten zu weit auseinanderliegen, um sie zu Fuß abzulaufen. Wir fahren an Stadttoren, am Fluss Meurthe, an Häusern mit schönen bunten Glasfenstern und an Parkanlagen vorbei. „Schauen Sie, da laufen sogar Hünen im Park“, sagt Vincent. Er meint natürlich Hühner. Am Maison Bergeret halten wir an. Für die kurze Weile zeigt sich dann auch die Sonne. Das 1903 gebaute Haus ist ein Jugendstil-Prachtexemplar. Leider kann man es nur von außen besichtigen, sich aber durchaus vorstellen, wie schön es im Inneren sein muss. Besonders wenn das Licht durch das große bunte Fenster hineinfällt. Hier zeigt uns Vincent ein wunderbares schmiedeeisernes Beispiel der „Silberblatt“-Pflanze, die in Nancy an vielen Jugendstil-Häusern zu finden ist. Das nächste Jugendstilhaus, das wir gezeigt bekommen, ist die 1901 erbaute Villa Majorelle. Weil es wieder stärker regnet, guckt jeder, dass er irgendwo ein halbwegs trockenes Stellplätzchen findet, so dass manche Erläuterungen, die Vincent im Stil einer Architektur-Vorlesung abgibt, von diesen Anstrengungen überlagert werden.

Kurz nachdem unser Bus wieder auf dem Cours Léopold angekommen ist, hat sich die Sonne jedoch endgültig durch die Wolken gekämpft, so dass wir die gut vier Stunden Aufenthalt auch wettertechnisch in vollen Zügen genießen können. Als erstes pilgern wir zwei mal zur Tourist-Info. Ich mühe mich mit Französisch-Kenntnissen ab, die ich vor gefühlt hundert Jahren in der Schule erwarb, um an den gewünschten Stadtplan zu kommen, bis mir der nette Mann hinter der Bedientheke in blütenreinem Deutsch Auskunft gibt. Hmmm, ganz schön doof.

Bei mir meldet sich das kleine Hüngerchen, als ich vor nahezu jedem Restaurant in der Altstadt ein Schild mit „Plat du Jour“ stehen sehe, auf dem die herrlichsten Speisen für relativ kleines Geld (10 bis 12 Euro) angepriesen werden. Bis 14 Uhr kann man diese Angebote nutzen. Aber nein, der Gatte hat natürlich mal wieder keinen Hunger. Ich sehe förmlich, wie ihm der Angstschweiß auf der Stirn steht, wenn er nur schon daran denkt, ein fremdartiges Essen zu sich nehmen zu müssen. Womöglich was mit Teig, Speck, Knoblauch... Deswegen habe er schließlich gut gefrühstückt. Schade, dass wir beide so ganz andere Vorstellungen von leckerem und gutem Essen haben. So verzichte ich halt auch, und wir erobern die Altstadt von Nancy. Wir werden sicherlich irgendwo einen Imbiss zu uns nehmen können.

Bei unserem Nancy-Bummel begegnet uns ein Triumphbogen, ganz ähnlich wie der in Paris. Der Arc Heré wurde zur gleichen Zeit wie der Place Stanislas zu Ehren Ludwig XV errichtet. Natürlich gucken wir uns auch diesen 1755 eingeweihten Platz an, der als der schönste Königsplatz Europas gilt. Kunstvoll gearbeitete, vergoldete Gitter und üppig gestaltete Brunnen sind die - im wahrsten Sinne des Wortes - Glanzlichter des Platzes, um den herum sich Theater, Opernhaus und Rathaus gesellt haben. Jetzt, zur Mittagszeit, ist es so heiß geworden, dass wir froh sind, an den Brunnen ein wenig kühlendes Wasser an den Körper zu bekommen.

Zu Wasser fällt uns ein, unbedingt auch den Freizeithafen St. Georges im Stadtzentrum anzusteuern. Dort sollen jedes Jahr fast 2.000 Boote und Schiffe aus aller Herren Länder einlaufen. Wir gehen den Kanal entlang, der von Grünanlagen flankiert wird, und sehen dort neben einigen schönen Modellen vorwiegend alte, sehr alte, heruntergekommene und zum Verkauf stehende Schiffe von sieben Meter Länge und mehr liegen, die sich mindestens monatelang schon nicht mehr vom Fleck gerührt haben. Hier wird offenbar gewohnt. Einige Boote haben sogar einen Briefkasten am Zugangssteg hängen. Auch mit den Gestalten, die sich in den Grünanlagen und vor den Schiffen aufhalten, möchte man nicht unbedingt Freundschaft schließen. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass sich hier eine Drogenszene angesiedelt hat.

Der beste aller Ehemänner setzt sich auf irgendwas und verputzt sein jetzt wohl achtes Milchbrötchen, während ich immer noch über das entgangene leckere Mittagessen nachdenke. Er sieht ein, dass auch ich gerne was essen würde – und zwar was Handfestes. Doch jetzt haben natürlich alle Restaurants geschlossen. Denn nach 14 Uhr geht, wie fast überall im südlichen Europa, gar nichts mehr, was ein warmes Essen anbelangt. McDoof oder Imbissbuden scheinen in dem Teil von Nancy, durch den wir gehen, Fehlanzeige zu sein. In der Nähe der Basilique Saint-Epvre finden wir dann doch noch eine Art Schnellrestaurant für vorwiegend Pasta-Gerichte, die man sich nach Wunsch zusammenstellt. Das Lokal heißt „Francesca“ und wirbt mit leckeren und gesunden Gerichten, mit Produkten direkt aus Italien. Ich nehme Spaghetti mit Arrabiata-Sauce und Parmesan. Ist nicht viel, und es ist keine geschmackliche Offenbarung. Aber es ist gut und es reicht, um meinen Appetit einzudämmen. Und für insgesamt 7 Euro kann man ja nicht meckern.

Unsere letzte Stunde in Nancy ist angebrochen. Eine Bäckerei wollen wir noch aufsuchen, um uns ein kleines Gebäck „auf die Hand“ zu kaufen. Unterwegs sehen wir immer wieder die Fahrradverleih-Stationen, wo man sich für 1,50 Euro pro Tag ein Fahrrad nehmen kann, um von A nach B zu kommen und es dann an der nächsten Station in Zielnähe wieder einzustellen. Toll. Warum gibt es das in Koblenz nicht?
Der Keks ist gefunden, wir stellen uns an einen verwaisten Tisch einer (noch) geschlossenen Gastronomie und genießen ihn – nicht den Tisch, sondern den Keks.

Hinter uns das älteste Stadttor von Nancy, das „Porte de la Craffe“, das uns sehr an das Holstentor in Lübeck erinnert. Es wurde im 14. und 15. Jahrhundert errichtet und diente als Gefängnis.
 Nach und nach sehen wir die ersten Mitreisenden an uns vorbeigehen – alle auf dem Rückweg zum Busparkplatz. Wir machen uns auch auf.

Um 16.30 Uhr sind es immer noch 27 Grad, wie das Thermometer im Bus anzeigt. Abfahrt. Wir lassen uns in unseren Sitz fallen, von der Bord-Schlagermusik einlullen. Ich starre auf den Kopf meines Vordermannes und frage mich, warum Russen oftmals so flache Hinterköpfe haben. Werden die Russen-Babys von ihren Mamas nicht gedreht? Da – ein Hinweisschild auf der Autobahn: Stau. Oh, je. Die Klimaanlage im Bus ist auf gefühlte 18 Grad eingestellt. Ich fröstele. Um 17.55 Uhr stellen wir uns in den Stau. Vor Langeweile gucken wir uns mal die PKW an, die an uns vorbeiziehen. Besonders interessant sind die Cabrios. Dort hinein lässt es sich prima schauen vom erhöhten Standpunkt im Bus. Schuld am Stau sind Bauarbeiten, für die die Autobahn komplett gesperrt wurde. Hey, können solch aufwendige Arbeiten nicht nachts durchgeführt werden?

Um 18.39 Uhr haben wir etwa hundert Meter Straßensperre umfahren. Die nächste Raststätte wird angefahren. Wir gönnen uns einen Burger. Kurz danach erreichen wir endlich wieder Rheinland-Pfalz. Das Leselicht im Bus lässt sich genau so wenig einstellen wie die Lüftungsdüse. Der Busfahrer bestimmt hier offensichtlich wieviel Licht und Luft den Fahrgästen zusteht. Nicht schön. Nicht schön ist auch, dass wir beim Entladen schon wieder hintenan stehen. Busfahrers Ehefrau wird in Mayen natürlich zuerst abgesetzt, damit das Abendessen später fertig ist, wenn er nach Hause kommt. Die Mayener freut's. Konnten sie am Morgen schon eine Stunde länger schlafen, so sind sie am Abend eine Stunde eher zu Hause. Fazit des Tages: Zu wenig Schlaf, etlicher Frust im Bus, letztlich perfektes Wetter in Nancy, eine Stadt, die man - meiner Meinung nach - mal gesehen haben kann, aber nicht unbedingt muss.



Freitag, 16. Oktober 2015

Das Theater Koblenz im Jahr 2012 - 1787 zur Freude der Öffentlichkeit errichtet

Das Haus im Zentrum der Stadt ist auch mitten in der Gesellschaft als intellektueller musischer und sozialkritischer Unterhalter, Querdenker und Impulsgeber“, schreibt die rheinland-pfälzische Kulturministerin Doris Ahnen im Vorwort zum Spielzeitheft des Theaters Koblenz 2012/2013. Tatsächlich trägt das ehemals kurfürstliche Komödien- und Ballhaus des Trierer Kurfürsten und Erzbischofs Clemens Wenzeslaus, seinerzeit erbaut und betrieben von Hofrat Franz Josef Schmitz, seit 225 Jahren zum kulturellen Leben der Stadt entscheidend bei. Ein 19 Meter hoher Obelisk mit dem Clemensbrunnen auf dem Theatervorplatz erinnert an den beliebten, bürgernahen Fürsten, dessen 200. Todestag in diesem Jahr das Mittelrhein-Museum Koblenz eigens als Anlass für eine Ausstellung nahm. Von Anfang an war das Haus am heutigen Deinhardplatz ein Theater der Bürgerschaft. So bestätigt es auch die lateinische Inschrift an der Fassade des Hauses: „Den Musen, der Sittlichkeit und zur Freude der Öffentlichkeit errichtet 1787“. Und die Koblenzer lieben ihr Theater immer noch, heute vielleicht sogar mehr als damals. Sogar einen eigenen Freundeskreis hat es. Der heute rund fünfhundert Mitglieder zählende Verein gründete sich 1982 aus einer Bürgerinitiative heraus. Allein die Architektur - das Haus ist der einzige erhaltene klassizistische Theaterbau am Mittelrhein und wurde 2002 Teil des Unesco-Welterbes „Oberes Mittelrheintal“ - ist es wert, für dieses Theater im Herzen der Stadt, aber auch für seinen Erhalt als Dreispartenhaus einzutreten. Das Theater ist zudem das früheste erhaltene Beispiel eines Rangtheaters in Deutschland. Es bietet etwas weniger als fünfhundert Besuchern Platz. 1787, am 23. November, eröffnete der (dann) Direktor, Hofrat Schmitz, das Theater mit einer Aufführung von Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“. 225 Jahre später nimmt der vierte Intendant des Theaters, Markus Dietze, der seit Sommer 2009 das Theater leitet, den Faden auf und lässt das Singspiel als erste Musiktheater-Premiere der Spielzeit 2012/13 wieder aufführen. Außerdem wird Friedrich Schillers „Die Räuber“ noch einmal, sogar auf den Tag genau wie in 1787, Premiere feiern. „Wir wollen es spielen wie damals“ versprach Dietze bei der Spielplan-Ankündigung. Auf der Bühne wird offenkundig erlebbar, was Kulturdezernent Detlef Knopp im Spielzeitheft 2010/11 schreibt: „Theater sind Räume unseres kollektiven Gedächtnisses, Orte der aktiven Erinnerung“.
Dietze, der viel frischen Wind in das Theater brachte, und leidenschaftlich für das Dreispartenhaus kämpft, strebt besonders vielfältige, aufwühlende, berührende, begeisternde, verstörende Spielpläne an. Das Publikum und die Stadt registrieren und honorieren sein Engagement. Sein Vertrag als Intendant wurde im vorigen Jahr bis zum Ende der Spielzeit 2016/17 verlängert. Die Spielzeit 2010/11 mit „Don Giovanni“, „West Side Story“, „Werther“, „Was Ihr wollt“, „Alma, meine Seele“ und vielen anderen Produktionen konnte Dietze von der „zweckgebundenen Verfügungssumme“ her als Rekordspielzeit verbuchen. Neben dem eigenen Theaterensemble, das sich Koblenz noch gönnt, leistete einen großen Beitrag zu diesem Erfolg (und wird ihn auch weiterhin leisten) das 1945 gegründete Theaterorchester „Rheinische Philharmonie“, das bei den rund 140 Musiktheatervorstellungen jährlich immer wieder begeistert. Das Theater als Vielfalt, wie es optimal sein sollte, stellt sich in Koblenz sehr konsequent dar. Musik, Theater, Ballett gehören in einem Dreispartenhaus selbstverständlich auf den Spielplan. Aber das Theater Koblenz bietet darüber hinaus viel mehr. Unter der Überschrift „Theaterpädagogik“ finden sich Tanz-Workshops, Schauspielclubs für Theater interessierte Erwachsene und Jugendliche, Musik- und Tanztheaterprojekte und Workshops für Schulklassen. Darüber hinaus gibt es Kooperationen zum Beispiel mit dem Koblenzer Jugendtheater, mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie und mit Schulen auch aus der Region. Neben dem Spielplan folgenden Produktionen im Theatersaal lässt sich auch Kultur am Rande erleben. Das sind Einführungsveranstaltungen zu Neuproduktionen und Premieren in allen drei Sparten, zum Operettenrausch gebundene Melodiensträuße und Late-Nights an überraschenden zum Theaterbereich gehörenden Orten, die inzwischen Kultcharakter haben. Das alles stemmt ein Team aus rund zweihundert Mitarbeitern aus mehr als zwanzig Nationen. Die Proben und Arbeiten dafür mussten viele Jahre lang in drangvoller Enge bewältigt werden. Ein Erweiterungskomplex, der vor ein paar Tagen eröffnet wurde, schafft nun endlich Abhilfe und angemessene Arbeitsbedingungen. Aber was die Finanzen anbelangt, drückt der Schuh, wie bei vielen anderen Theaterbetrieben auch, immer noch. Schon seit den 1980er Jahren ist der Erhalt der drei Sparten wegen zu hoher Zuschüsse und zu geringer Einnahmen ein ständig aktuelles Thema - nicht nur für die Stadt, die das Haus schlichtweg als Amt Nummer 46 führt. In ihrer Kommunalstatistik zeigt die Stadt trotz all der vorgenannten lobenswerten Engagements, rückläufige Besucherzahlen auf: Werden für 2009 noch 72.000 Besucher genannt, so sollen es 2011 nur noch 57.000 gewesen sein. Trotzdem gibt es viel Empörung in der Bevölkerung, die ihr Theater einfach ins Herz geschlossen hat, wenn über Sparmaßnahmen in jeglicher Spielart nur laut nachgedacht wird. Denn (Theater-)Kultur will niemand beschnitten wissen, schließlich nehme Theater eine immer stärkere Rolle im Bereich der kulturellen Bildung für alle ein, sagt Knopp. Dabei dürfe man nicht ständig das ökonomische Prinzip des Mehrwertes im Kopf haben. Der Wert des Ortes Theater müsse unbedingt auch an die nachfolgende Generationen weitergeben werden. Wenn man den Begriff „Kultur ist Lebensmittel“ realisiert, würden wir anderenfalls doch hungernde Kinder und Enkel zurücklassen. Dass Theatererlebnisse so vielfältig wie Lebenserlebnisse sind, will das Theater im Herzen der Stadt Koblenz allen Bürgern, auch denen, für die es bislang ein eher unbekanntes Terrain darstellt, vermitteln. Um diese Erfahrung zu machen, sollte sich selbst niemand die Vorstellungen in diesem schönen Theater vorenthalten. Den Hauch von Geschichte, der durch den Theatersaal zieht, nicht nur zu kombinieren mit historischen Stücken, sondern auch einmal gepaart zu erleben mit modernen Darbietungen, könnte ein Genuss sein, den zu schmecken man gar nicht mehr leid wird.

Koblenzer Festungsleuchten sorgte für Gänsehaut-Gefühl - 2014

Lichtkunstspektakel haben mittlerweile weltweit Konjunktur. Doch - warum in die Ferne schweifen? Denn schon vor der eigenen Haustür sozusagen ist zu erleben, welche schönen Projekte mit dieser Kunst möglich sind. In Kooperation mit dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal präsentierte die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz im Jahr 2014 das Koblenzer Festungsleuchten eingebettet in ein auf drei Spielorte ausgeweitetes Lichtkunst-Festival. Mit dabei waren Burg Rheinfels in St. Goar und Classic-City in Rüdesheim. Tausenden von Besuchern wurde hier ein Spektakel geboten, das eindrucksvolle und unvergessliche Stunden bereitete. Lichtkunst-Freunde, die gleich alle drei Spielorte an einem Abend erleben wollten, konnten dafür ein Kombiticket erwerben.
Am größten Spielort, der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, haben schon im Vorjahr 20.000 Besucher den Zauber aus Licht angeschaut. Die als "Preview" bezeichnete kleine Vorschau zum Auftakt war so beeindruckend, dass eine ähnlich große Resonanz auch für das aktuelle Jahr absehbar war. Verantwortlich für die atemberaubende Reise durch die Phantasiewelt des Lichts war, wie schon im Vorjahr, der Lichtkünstler Wolfram Lenssen vom ForumInterart aus Dortmund. Sieben Spielorte auf der Festung ließ er in ganz neuem und sehr besonderem Licht erscheinen. Am Eröffnungsabend, als der Einbruch der Dunkelheit das Startzeichen gab, strömten die Besucher über das Gelände, viele von ihnen Hobbyfotografen - immer auf der Suche nach dem ultimativen Schnappschuss. Andere waren mit Klappstühlen unterwegs, um sich so den besten Platz in der ersten Reihe zu sichern. Der war besonders begehrt bei der als Höhepunkt geltenden Installation des Festungsleuchtens auf dem Oberen Schlosshof. Hier schafften schon allein die umstehenden, blau illuminierten Baumstämme eine fast mystische Stimmung. Dazu leuchteten direkt über dem dreiachsigen Arkadenvorbau der Hohen Ostfront, die das Landesmuseum Koblenz beherbergt, sechs helle Laserstrahlen wie eine Pergola in die Weite des Abendhimmels. Die Fassade des Gebäudes war die Leinwand für das große 3D-Videomapping, das den Zuschauern kunstvolle Illusionen bot, untermalt von einer darauf abgestimmten Geräuschkulisse. Wurden anfangs nur einzelne Gebäudeelemente kurze Momente lang mit verschiedenfarbigen Lichtstreifen betont, so wurde nach und nach die gesamte Fassade dank Videotechnik zu neuem Leben erweckt. Große Steinblöcke drehten sich aus den Mauern heraus, kurz schien es, als würde alles zusammenbrechen, dann taten sich Nischen auf, Skulpturen wurden sichtbar, das Mauerwerk erhielt eine andere Struktur, und plötzlich stand der Zuschauer an einem Kanal in Venedig und hörte das Rauschen der Wellen. Weitere Illusionen in wechselnden, Staunen lassenden Szenen schlossen sich an, jede wurde mit Applaus quittiert. Nur die Illusion von einem Flug im Raumschiff durch das Weltall wollte nicht so ganz gelingen. Zu sehr bremste die stark gegliederte Fassade des Gebäudes den erdachten Effekt aus.

Zum Festungsleuchten gehörten auch dieses Jahr wieder die großen, tanzenden, wie eine Lichtorgel funktionierenden Bälle. In der Contregarde Links lagen sie auf der Wiese und leuchteten in verschiedenen Farben zu einer Klang-Installation, abwechselnd oder gemeinsam. Zusätzlich tanzten Lichtkreise an den umgebenden Mauern. Ein künstlicher, kitschig-schöner Vollmond strahlte direkt neben einem blauen Baum über dem Retirierten Graben, dessen Mauerwerk in rotes Licht getaucht war. Auf dem mit kleinen Sitzelementen bestückten Platz konnten Romantiker träumen, Verliebte dem Partner einen Antrag machen oder Freunde einfach nur gemütlich beisammen sitzen. Sofern die April-Nächte warm genug dafür waren! Im Ravelin ging es an der Mauer rund. Alle Visualisierungen drehten sich um Kugeln. Mal Kanonen-, mal Billard-, mal Disco-Kugeln, mal ein Pupille, in der sich die Landschaft spiegelt, mal ein Mond mit Wolfsgeheul. Als Gag zudem die Kugel, die immer ins Eckige soll, der Fußball. Eingespielt wurde die Reporterstimme zum "Wunder von Bern": "Rahn schießt das Tor, Tor, Tor!!!" - und schon stimmten die Zuschauer mit ein. Von Fackeln erleuchtet war der Platz am Grabentor. Nur eine Stimme war zu hören. Ein philosophierender Stein der Festung, der schließlich die Revolution der Steine ausruft.

Die Kulturtage Ehrenbreitstein sind immer wieder besuchenswert - 2014

Auch die 15. Kulturtage Ehrenbreitstein im Jahr 2014 boten ein vielseitiges und umfangreiches Programm, das den zahlreichen parallel stattfindenden (Groß-)Veranstaltungen in der Stadt gut Paroli bieten konnte. "Von weit her nach Ehrenbreitstein" lautete des Motto des dreitägigen Festivals, mit dem die Einwanderungen in den Ort, ihre Bedeutung und ihr Gewinn für die ehemalige kurfürstliche Residenzstadt gewürdigt werden sollten. Umgesetzt wurde es von den teilnehmenden Künstlern auf verschiedenartigste Weise. Waren es nicht die Künstler selbst, die von weit her kamen, um ihr Schaffen hier zu präsentieren, so waren es oftmals die Inhalte, die das Motto thematisierten. Wie immer wurden die Kulturtage getragen von den vielen in und für Ehrenbreitstein aktiven Vereinen und Vereinigungen, den Kulturschaffenden sowie dem Kulturamt der Stadt Koblenz. Die Eröffnung erfolgte durch den Leiter des Rhein-Museums, ein Ortsring-Mitglied und den Kulturdezernenten der Stadt, der als Mitbegründer der Veranstaltung gilt. Schon seit Jahrhunderten lassen sich Künstler wie Januarius Zick oder Clemens Brentano in dem Stadtteil nieder. Darauf aufbauend und daran anknüpfend wurden die Kulturtage im Jahr 2000 aus der Taufe gehoben. Mittlerweile sind sie, dank großem ehrenamtlichen Engagement fest etabliert im städtischen Veranstaltungskalender. Eine der vielen Veranstaltungen, die den Stadtteil beleben und bereichern. Gleich mehrere Ausstellungseröffnungen und zahlreiche teilnehmende Ateliers werden zu den Kulturtagen ihre Türen für die Besucher öffnen. Den Veranstaltungsbeginn umrahmten die beiden Gitarristen Aaron Hannelly und Stefan Hillesheim, zwei ehemalige Schüler der Koblenzer Musikschule (Gitarrenakademie, Hubert Käppel). Im Anschluss hatten die Museums-Besucher Gelegenheit, an einer Kurzführung durch die aktuelle Sonderausstellung "Rheingold" teilzunehmen. In das Coenen Palais lockten die Kulturtage die aus Orleans stammende Sängerin Florence Absolu. Sie bot hier ein absolut phantastisches Konzert mit französischen Chansons, vornehmlich von Jacques Brel und Edith Piaf. Sie überzeugte nicht nur mit einer, für dieses musikalische Genre wie geschaffenen, ausdrucksstarken, kraft- und lustvollen Stimme, sondern mit einer ebenso charmanten und humorvollen Moderation, mit der sie Erklärungen zu Inhalt und Hintergrund der Lieder lieferte. Zu einem Rundum-Perfekt-Paket geriet das Konzert durch die genialen Musiker an ihrer Seite, besonders den Mann am Akkordeon, das Instrument mit der typisch französischen Klangfarbe. Die dargebotene Bandbreite an Chansons versetzte das begeisterte Publikum in alle erdenklichen emotionalen Höhen und Tiefen. Dazu gehörten "Ne me quitte pas", "Göttingen", "Amsterdam" und, als eine der drei Zugaben, "Non, je ne regrette rien". Während im ersten Stock also Frankreich zu Gast war, kam im Erdgeschoss mit viel Bewegung ein Gruß aus Spanien ins Haus. Mit rassigem und ausdrucksstarkem Flamencotanz faszinierte Ari La Yema vor der Eröffnung der Gemeinschaftsausstellung "Du und Ich - bewegtes Glück" von Rita Klein (Keramik) und Sandra Hundelshausen (Malerei). Die beiden Künstlerinnen wollen mit einem Teil des Verkaufserlöses ihrer Kunstwerke die "besonders von weither gekommenen Kinder" der Grundschule Ehrenbreitstein unterstützen.

Montag, 14. September 2015

Über achtzig Mal in vino veritas - Koblenzer Winzer laden zur Rathaus-Weinverkostung ein

Koblenz. Vierzehn der siebzehn Koblenzer Winzerbetriebe aus den vier Weinbau betreibenden Stadtteilen Lay, Moselweiß, Güls und Ehrenbreitstein präsentierten sich im Rathaussaal mit je sechs verschiedenen Weinen bzw. Sekten. Dabei dominierte ganz klar der Riesling, eine weiße Rebsorte, die in den beiden Koblenzer Anbaugebieten Mittelrhein und Terrassenmosel ideale Voraussetzungen findet. Die meisten Weinbaubetriebe boten schon ihre 2013er Weine an, obwohl die Verfüllung größtenteils erst in den nächsten Tagen und Wochen erfolgt. Der erste Vorsitzende der Koblenzer Winzer, Karsten Lunnebach, Inhaber des Gülser Weinguts Karl Lunnebach, eröffnete zusammen mit Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig die Veranstaltung. Ein Hoch auf die Koblenzer Weine brachten zudem aus die Koblenzer Weinkönigin Lorena Kollmann sowie die drei Gülser Blüten- und Weinmajestäten, Königin Laura Jeromin mit ihren Prinzessinnen Nina Kadenbach und Lena Netta.
Hofmann-Göttig, bekennender Rotwein-Liebhaber, verkostete selbst manch edlen Tropfen. Hatte er sich zuvor noch ausschließlich auf die Rotweine festgelegt, so sah man ihn später doch auch einmal weiße Weine probieren. Seinem Ausspruch „Die Schwarzen können die weißen trinken“ blieb er demnach nicht ganz treu. Kein Wunder, denn die weißen Qualitäts- und Prädikats-Weine waren in der Mehrzahl. Je nach Variante und Winzer unterschieden sie sich vor allem und ganz erheblich durch den Restzuckergehalt, für den Werte zwischen 1 bis 65 g/l angegeben waren. Abgerundet im Geschmack, ausgeglichen in Alkohol und Säure, so wünscht sich der Winzer einen guten Wein, sagte Toni Reif vom gleichnamigen Weingut in Moselweiß. In dieser Hinsicht empfiehlt er von seinen 2013ern besonders den Spätburgunder Rotwein trocken mit 13,5 Volumenprozent Alkohol. Wessen Sensorik gut geschult ist, schmeckt bei verschiedenen weinen sogar Brombeer- oder andere leichte Aromanoten heraus. Viel Nachfrage erfuhr an diesem Tag der Blanc de Noir, ein Weißwein aus roten Trauben, den einige Winzer im Ausschank hatten. Die Sorte mit dem wohlklingenden Namen scheint als Alternative zu Weißherbst oder Rosé schlichtweg angesagt zu sein. „Ein leichter Wein, ideal für die ersten Frühlingstage“, bestätigte auch Nina Saas, die am Stand des seit 1890 in Koblenz ansässigen Weinguts Christof Schwaab aus Güls beim Ausschank half. Der Oberbürgermeister probierte allerdings zunächst lieber den roten 2011er Spätburgunder trocken, ein Qualitätswein vom Koblenzer Marienberg, ließ sich dann aber doch noch zu einem kleinen Blanc de Noir-Ausflug hinreißen. Sein Kreuzchen in der Probenliste setzte er dennoch hinter den Spätburgunder. Ein Weißburgunder war der einzige Wein des Jahrgangs 2013, den das Weingut Wagner aus dem Ehrenbreitsteiner Mühlental zur Probe mitgebracht hatte. Der Wein mit seiner milden Säure sei eine gute Alternative zum Riesling und habe sich als Trend durchgesetzt, gab Christian Wagner an, der Winzer der vierten Generation des rechts-rheinisch gelegenen Weingutes ist. Das Angebot von gleich drei 2012er Spätlesen belegten das Prinzip der Winzerfamilie, die Trauben in dem sechs Hektar großen Steilhang immer so lange wie möglich an den Reben zu belassen.
Nicht alle Koblenzer Winzer allerdings betreiben ihr Weingut im Haupterwerb. Nur 0,4 Hektar Anbaufläche bewirtschaftet zum Beispiel Rolf Göbel aus Lay, "Addi", der seit 2011 zusätzlich einen Bier- und Weingarten betreibt. In dem seit Generationen bestehenden Weinbetrieb produziert er nicht nur verschiedene Rieslingweine sondern auch Weinbrände und andere Hochprozentige Getränke. Die 2013er Weine, die er im Rathaus schon als erste Fassproben anbot, sollten erst ein paar Tage später zur eigentlichen Abfüllung gelangen. Über die Qualität dieses Jahrgangs waren sich alle befragten Winzer einig, obwohl das Klima gerade am Ende der Reifezeit eher problematisch gewesen sei. Durch hohe Feuchtigkeit in den letzten Wochen reiften viele Trauben nicht voll und konnten weniger Zucker einlagern. Weil Säure aber auch ein Geschmacksträger ist, erreichten die 2013er-Weine doch eine hochwertige Qualität, nur bei der Quantität mussten zum Teil große Einbußen hingenommen werden. "Mit blauem Auge davon gekommen", fasste es Andreas Mader vom Weingut Hans Mader aus Lay zusammen, der sogar nur die Hälfte der Vorjahresmenge produziert haben will. Da hat es offenbar auch nichts genutzt, dass seine Weinlagen in und um Koblenz breit aufgestellt sind. Die meisten Koblenzer Winzer bewirtschaften Rebflächen nur in ein oder zwei Weinlagen. Manche gehen allerdings fremd. So wie Karsten Lunnebach, der das Weingut in der vierten Generation führt. Er hat Weinlagen auch im Winninger Domgarten - die Liebe zu den Trauben kennt eben keine Grenzen. Dort und in Güls wachsen bei ihm auf insgesamt rund sechs Hektar eine Vielzahl an Rebsorten. Darunter die erst seit 1971 existierende, seit 2002 zugelassene, beliebte rote Sorte Acolon, eine Dornfelder-Kreuzung.
Besucher der Weinverkostung im Rathaus, die hier ihren neuen Lieblingswein gefunden haben, werden sich nicht nur die eine oder andere Flasche nach Hause holen, sondern sich vielleicht auch einmal das Weingut anschauen wollen. Viele von ihnen machen mittlerweile den Wein zum Erlebnis mit verschiedensten Angeboten wie speziellen Weinfesten, Weinproben, Weinbergtouren oder Kellerrundgängen. Christof Schwaab hat sich, speziell für die Jugend, zwei neue Varianten ausgedacht. Ab Mai bietet der Winzer Geocaching im Weinberg an, den er zu einem Grünen Klassenzimmer mit Weinbergführungen für Schüler umfunktionieren will.
Bei der Rathaus-Weinverkostung konnten sich die Besucher jetzt schon einen kleinen Vorgeschmack auf das holen, was die Rotweinprobe, die im November stattfinden wird, unter Beweis stellen soll, und wovon der Oberbürgermeister überzeugt ist: "In Koblenz gibt es auch sehr gute rote Weine!" - BSB -

Mit Senioren unterwegs - Schiffstour auf dem Rhein

Die Nachfrage nach der vom Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales der Stadt Koblenz durchgeführten Ganztages-Schiffstour für Seniorinnen und Senioren wird von Jahr zu Jahr größer. Innerhalb weniger Stunden nach Vorverkaufs-Start waren die im Bürgeramt der Stadt Koblenz erhältlichen sechshundert Karten ausverkauft.
Als dann am Morgen "MS Rheingold", ein Schiff der Rheinschifffahrt Hölzenbein GmbH, am Anleger am Konrad-Adenauer-Ufer festmacht, füllen sich die beiden Decks im Nu. Jeder will natürlich den für sich optimalen Platz "ergattern". Die Mutigeren suchen sich einen Platz auf dem Sonnendeck, obwohl am Himmel noch dunkle Wolken die Sonne verdecken und ein kühler Wind einen längeren Aufenthalt dort nicht besonders angenehm macht. Als Punkt 10 Uhr Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig und Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein an Bord kommen, kann die Fahrt rheinabwärts Richtung Linz losgehen. "Klaus von der Karthaus", Klaus Eppenich, sorgt am Keyboard mit einem immensen Lied-Repertoire für die richtige Stimmung zum Schunkeln, Tanzen oder Mitsingen. Doch zuvor heißt es noch einmal zuhören. Denn der Oberbürgermeister berichtet stichpunktartig von den großen Themen, mit denen sich alter und neuer Stadtrat beschäftigen. Besonders viel Applaus spenden die Gäste für die Nachricht, dass der Bau eines neuen Hallenbades im Büropark Moselstausee jetzt beschlossene Sache ist. Denn ein Schwimmbad wünschen sich viele, um bei täglichen Runden im Wasser etwas für das Fitbleiben zu tun. Wie fit die Bordgäste allesamt sind, das verwundert die Bürgermeisterin kaum - bestätigt es doch, was ihr betagte Senioren immer wieder sagen: In Koblenz könne man richtig gut alt werden. Immerhin leben in dieser Stadt 32 Personen, die sogar 100 Jahre und älter sind. Nach diesem "offiziellen Teil", gehen die Stadtoberen durch die Reihen, schütteln viele Hände und nehmen sich Zeit für kurze Gespräche. Natürlich erhält auch Kapitän Alexander Hölzenbein am Steuerstand Besuch von Hofmann-Göttig. Obwohl der sich trotz seiner langjährigen Erfahrung ein wenig auf das "Rennen der Giganten" auf dem Fluss konzentrieren muss, gibt er gerne Auskunft über das Schiff, das er nach eigenen Entwürfen vor mehr als zwanzig Jahren in Oberwinter bauen ließ. Es ist 55 Meter lang und 11 Meter breit, verfügt über einen 18.000 Liter-Tank und verbraucht rund 100 Liter Diesel pro Stunde, erzählt Hölzenbein. Mit dem Tankinhalt von jetzt noch 6.000 Litern könnte er die Fahrgäste also weitere sechzig Stunden lang befördern. Doch bis Linz und zurück werden nur etwa sechseinhalb gebraucht. Seine "wertvolle Fracht", für die er immer wieder persönlich nach dem Rechten schaut, befördert der Kapitän jetzt vorbei an Kaltenengers, Weißenthurm, Schloss Engers und vielen anderen interessanten und schönen Ausblicken. In Bad Breisig, nach anderthalb Stunden Fahrtzeit, gehen die Stadtoberen von Bord, nachdem sie zusammen mit allen Gästen das im kleinen Reise-Preis inbegriffene Mittagessen, bestehend aus Kartoffelsalat und einer großen Bockwurst, eingenommen haben. Nach der Stärkung und einer weiteren Stunde Fahrt beginnt in Linz die Ausschiffung für alle. Die Schräge der Anleger-Rampe zu bewältigen, stellt hier für den einen oder anderen Gast ein kleines Problem dar. Nicht verwunderlich, wenn man all die Gehhilfen und Rollatoren im Eingangsbereich des Schiffes stehen sieht. Doch schließlich ergießt sich das große Heer der Schiffsreisenden in die schöne Linzer Altstadt, die damit schlagartig eine Belebung erfährt, über die sich natürlich besonders die Geschäftsleute und Gastronomen freuen. Denn die meisten wollen sich hier auch etwas gönnen, ein Stück Kuchen, ein Eis, eine kleine Erinnerung. Die zwei Stunden Aufenthalt vergehen sehr schnell. "Wenn Du nicht nach Hause schwimmen willst, musst Du jetzt voran machen!" ermahnt da sogleich der Ehemann seine Liebste. Die Rückfahrt nach Koblenz genießen viele auf dem obersten Deck, denn die Sonne zeigt sich nun endlich in ihrer ganzen Pracht. Kurz vor Erreichen des Heimathafens, trägt das Altstadtoriginal Manfred Gniffke, der mit seiner Ehefrau an Bord ist, noch einmal zur Erheiterung aller bei. "Dat Kowelenzer Schängelche"-Lied gab der Alleinunterhalter Klaus vorhin nicht in der "einzig wahren" Mundart zum Besten, den Fehler will Gniffke korrigieren. Und wenn er einmal ein Mikrofon in der Hand hat, ist er ganz in seinem Element. Mit viel Humor gewürzt, dankt er all denen, die zum Gelingen dieses Tages maßgeblich beigetragen haben. Er dankt dem Musiker für seinen stundenlangen Einsatz, den als Organisatoren tätigen Mitarbeitern des Sozialamtes, besonders Monika Herber, ihrer Kollegin "Alex" und dem als Fotograf mitgereisten Gisbert Morgenroth. Auch das freundliche Personal vergisst Gniffke nicht. Und dann singt er es endlich, das Schängelche-Lied, die "Koblenzer Nationalhymne". Das ist sichtbar eine Herzenssache für ihn. So stimmen schnell alle mit ein, besonders ausgelassen das Personal. Bald wird es Zeit, sich zu verabschieden. "Bis zum 23. September!" sagen viele. An diesem Tag startet nämlich der traditionelle Seniorennachmittag mit Volksliedern in der Rhein-Mosel-Halle. Den will man sich auf keinen Fall entgehen lassen.