Lichtkunstspektakel
haben mittlerweile weltweit Konjunktur. Doch - warum in die Ferne
schweifen? Denn schon vor der eigenen Haustür sozusagen ist zu
erleben, welche schönen Projekte mit dieser Kunst möglich sind. In
Kooperation mit dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal
präsentierte die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz im Jahr 2014 das Koblenzer Festungsleuchten eingebettet in ein auf drei Spielorte
ausgeweitetes Lichtkunst-Festival. Mit dabei waren Burg Rheinfels in St. Goar und Classic-City in
Rüdesheim. Tausenden von Besuchern wurde hier ein Spektakel geboten, das eindrucksvolle und unvergessliche Stunden bereitete.
Lichtkunst-Freunde,
die gleich alle drei Spielorte an einem Abend erleben wollten, konnten
dafür ein Kombiticket erwerben.
Am
größten Spielort, der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, haben schon im Vorjahr 20.000 Besucher den Zauber aus Licht angeschaut. Die als
"Preview" bezeichnete kleine Vorschau zum Auftakt war so
beeindruckend, dass eine ähnlich große Resonanz auch für das aktuelle Jahr absehbar war. Verantwortlich für die atemberaubende Reise
durch die Phantasiewelt des Lichts war, wie schon im Vorjahr, der
Lichtkünstler Wolfram Lenssen vom ForumInterart aus Dortmund. Sieben
Spielorte auf der Festung ließ er in ganz neuem und sehr besonderem
Licht erscheinen. Am Eröffnungsabend, als der Einbruch der
Dunkelheit das Startzeichen gab, strömten die Besucher über das
Gelände, viele von ihnen Hobbyfotografen - immer auf der Suche nach
dem ultimativen Schnappschuss. Andere waren mit Klappstühlen
unterwegs, um sich so den besten Platz in der ersten Reihe zu
sichern. Der war besonders begehrt bei der als Höhepunkt geltenden
Installation des Festungsleuchtens auf dem Oberen Schlosshof. Hier
schafften schon allein die umstehenden, blau illuminierten Baumstämme
eine fast mystische Stimmung. Dazu leuchteten direkt über dem
dreiachsigen Arkadenvorbau der Hohen Ostfront, die das Landesmuseum
Koblenz beherbergt, sechs helle Laserstrahlen wie eine Pergola in die
Weite des Abendhimmels. Die Fassade des Gebäudes war die Leinwand
für das große 3D-Videomapping, das den Zuschauern kunstvolle
Illusionen bot, untermalt von einer darauf abgestimmten
Geräuschkulisse. Wurden anfangs nur einzelne Gebäudeelemente kurze
Momente lang mit verschiedenfarbigen Lichtstreifen betont, so wurde nach und nach die gesamte Fassade dank Videotechnik zu neuem Leben
erweckt. Große Steinblöcke drehten sich aus den Mauern heraus, kurz
schien es, als würde alles zusammenbrechen, dann taten sich Nischen
auf, Skulpturen wurden sichtbar, das Mauerwerk erhielt eine andere
Struktur, und plötzlich stand der Zuschauer an einem Kanal in
Venedig und hörte das Rauschen der Wellen. Weitere Illusionen in
wechselnden, Staunen lassenden Szenen schlossen sich an, jede wurde mit Applaus quittiert. Nur die Illusion von einem Flug im Raumschiff
durch das Weltall wollte nicht so ganz gelingen. Zu sehr bremste die
stark gegliederte Fassade des Gebäudes den erdachten Effekt aus.
Zum
Festungsleuchten gehörten auch dieses Jahr wieder die großen, tanzenden, wie eine Lichtorgel funktionierenden Bälle. In der
Contregarde Links lagen sie auf der Wiese und leuchteten in
verschiedenen Farben zu einer Klang-Installation, abwechselnd oder
gemeinsam. Zusätzlich tanzten Lichtkreise an den umgebenden Mauern.
Ein künstlicher, kitschig-schöner Vollmond strahlte direkt neben
einem blauen Baum über dem Retirierten Graben, dessen Mauerwerk in
rotes Licht getaucht war. Auf dem mit kleinen Sitzelementen
bestückten Platz konnten Romantiker träumen, Verliebte dem Partner
einen Antrag machen oder Freunde einfach nur gemütlich beisammen
sitzen. Sofern die April-Nächte warm genug dafür waren! Im Ravelin
ging es an der Mauer rund. Alle Visualisierungen drehten sich um
Kugeln. Mal Kanonen-, mal Billard-, mal Disco-Kugeln, mal ein
Pupille, in der sich die Landschaft spiegelt, mal ein Mond mit
Wolfsgeheul. Als Gag zudem die Kugel, die immer ins Eckige soll, der
Fußball. Eingespielt wurde die Reporterstimme zum "Wunder von
Bern": "Rahn schießt das Tor, Tor, Tor!!!" - und
schon stimmten die Zuschauer mit ein. Von Fackeln erleuchtet war der
Platz am Grabentor. Nur eine Stimme war zu hören. Ein
philosophierender Stein der Festung, der schließlich die Revolution
der Steine ausruft.
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