Freitag, 16. Oktober 2015

Koblenzer Festungsleuchten sorgte für Gänsehaut-Gefühl - 2014

Lichtkunstspektakel haben mittlerweile weltweit Konjunktur. Doch - warum in die Ferne schweifen? Denn schon vor der eigenen Haustür sozusagen ist zu erleben, welche schönen Projekte mit dieser Kunst möglich sind. In Kooperation mit dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal präsentierte die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz im Jahr 2014 das Koblenzer Festungsleuchten eingebettet in ein auf drei Spielorte ausgeweitetes Lichtkunst-Festival. Mit dabei waren Burg Rheinfels in St. Goar und Classic-City in Rüdesheim. Tausenden von Besuchern wurde hier ein Spektakel geboten, das eindrucksvolle und unvergessliche Stunden bereitete. Lichtkunst-Freunde, die gleich alle drei Spielorte an einem Abend erleben wollten, konnten dafür ein Kombiticket erwerben.
Am größten Spielort, der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, haben schon im Vorjahr 20.000 Besucher den Zauber aus Licht angeschaut. Die als "Preview" bezeichnete kleine Vorschau zum Auftakt war so beeindruckend, dass eine ähnlich große Resonanz auch für das aktuelle Jahr absehbar war. Verantwortlich für die atemberaubende Reise durch die Phantasiewelt des Lichts war, wie schon im Vorjahr, der Lichtkünstler Wolfram Lenssen vom ForumInterart aus Dortmund. Sieben Spielorte auf der Festung ließ er in ganz neuem und sehr besonderem Licht erscheinen. Am Eröffnungsabend, als der Einbruch der Dunkelheit das Startzeichen gab, strömten die Besucher über das Gelände, viele von ihnen Hobbyfotografen - immer auf der Suche nach dem ultimativen Schnappschuss. Andere waren mit Klappstühlen unterwegs, um sich so den besten Platz in der ersten Reihe zu sichern. Der war besonders begehrt bei der als Höhepunkt geltenden Installation des Festungsleuchtens auf dem Oberen Schlosshof. Hier schafften schon allein die umstehenden, blau illuminierten Baumstämme eine fast mystische Stimmung. Dazu leuchteten direkt über dem dreiachsigen Arkadenvorbau der Hohen Ostfront, die das Landesmuseum Koblenz beherbergt, sechs helle Laserstrahlen wie eine Pergola in die Weite des Abendhimmels. Die Fassade des Gebäudes war die Leinwand für das große 3D-Videomapping, das den Zuschauern kunstvolle Illusionen bot, untermalt von einer darauf abgestimmten Geräuschkulisse. Wurden anfangs nur einzelne Gebäudeelemente kurze Momente lang mit verschiedenfarbigen Lichtstreifen betont, so wurde nach und nach die gesamte Fassade dank Videotechnik zu neuem Leben erweckt. Große Steinblöcke drehten sich aus den Mauern heraus, kurz schien es, als würde alles zusammenbrechen, dann taten sich Nischen auf, Skulpturen wurden sichtbar, das Mauerwerk erhielt eine andere Struktur, und plötzlich stand der Zuschauer an einem Kanal in Venedig und hörte das Rauschen der Wellen. Weitere Illusionen in wechselnden, Staunen lassenden Szenen schlossen sich an, jede wurde mit Applaus quittiert. Nur die Illusion von einem Flug im Raumschiff durch das Weltall wollte nicht so ganz gelingen. Zu sehr bremste die stark gegliederte Fassade des Gebäudes den erdachten Effekt aus.

Zum Festungsleuchten gehörten auch dieses Jahr wieder die großen, tanzenden, wie eine Lichtorgel funktionierenden Bälle. In der Contregarde Links lagen sie auf der Wiese und leuchteten in verschiedenen Farben zu einer Klang-Installation, abwechselnd oder gemeinsam. Zusätzlich tanzten Lichtkreise an den umgebenden Mauern. Ein künstlicher, kitschig-schöner Vollmond strahlte direkt neben einem blauen Baum über dem Retirierten Graben, dessen Mauerwerk in rotes Licht getaucht war. Auf dem mit kleinen Sitzelementen bestückten Platz konnten Romantiker träumen, Verliebte dem Partner einen Antrag machen oder Freunde einfach nur gemütlich beisammen sitzen. Sofern die April-Nächte warm genug dafür waren! Im Ravelin ging es an der Mauer rund. Alle Visualisierungen drehten sich um Kugeln. Mal Kanonen-, mal Billard-, mal Disco-Kugeln, mal ein Pupille, in der sich die Landschaft spiegelt, mal ein Mond mit Wolfsgeheul. Als Gag zudem die Kugel, die immer ins Eckige soll, der Fußball. Eingespielt wurde die Reporterstimme zum "Wunder von Bern": "Rahn schießt das Tor, Tor, Tor!!!" - und schon stimmten die Zuschauer mit ein. Von Fackeln erleuchtet war der Platz am Grabentor. Nur eine Stimme war zu hören. Ein philosophierender Stein der Festung, der schließlich die Revolution der Steine ausruft.

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