Im März 2016 sind wir einmal wieder
mit Trendtours unterwegs. Unser Ziel: Rimini mit Ausflügen nach
Perugia, Assisi, San Marino und Florenz.
Nach unserem Zustieg in Koblenz legt
der Bus noch zwei Stopps ein, um weitere Reisende aufzunehmen. Die
Nachtstunden bis zur Schweizer Grenze verbringen wir im Dämmerschlaf.
Mit Decke, Kissen und Schlafmaske ausgerüstet, schafft man es, die
Stunden einigermaßen entspannt zu überstehen. Fahrer Detlef
versorgt uns, nachdem Kollegin Kristina das Steuer übernommen hat
mit Kaffee & Co. Wer nicht schläft, wird auf der Fahrt durch die
Schweiz in der Morgendämmerung mit traumhaften Aussichten belohnt.
Die Bergspitzen erglühen in den ersten Sonnenstrahlen. Detlef
erweist sich als perfekter Reiseleiter - kann Gesteinsarten erklären
und nahezu druckreif Wissenswertes zu Land und Leuten vortragen. Das
ist zwar alles hoch interessant, aber die Bildung gibt es nur auf
Kosten eines Nickerchens, denn gegen die akustische Berieselung würde
wohl auch kein Ohropax ankommen. Lesen ist während der
Unterrichtsstunden genau so wenig möglich. Trendtours bietet zwar
kein Frühstück, aber die unvermeidliche Bockwurst mit
Kartoffelsalat steht während der Busfahrt natürlich auf dem
Speiseplan.
Mittels zuvor ausgeteilter Wertkarten, auf denen
sämtlicher Verzehr abgestrichen wird, versorgt uns die Crew
unkompliziert mit Cappuccino, Wasser und anderen Getränken. Ein
zweistündiger Stau vor dem 17 Kilometer langen Gotthard-Tunnel
bremst uns dummerweise aus. Ein Bus ist im Tunnel liegengeblieben –
da geht gerade gar nichts mehr. Als es wieder rollt, kommen wir bald
am Lago Maggiore vorbei. Dann entdecken wir auch schon die ersten
Palmen am Straßenrand. Um 12 Uhr zeigt das Thermometer 13 Grad. Eine
Stunde vor Ankunft in Rimini legen wir eine letzte Pause ein. Es ist
16.30 Uhr, leichter Regen begrüßt uns. Die Weiterfahrt führt uns
vorbei an blühenden Kirsch- und Pfirsichbäumen, und wir lernen von
Detlef, dass hier auch Reis angebaut wird. Nee, ne? Reis im Nudelland
Italien!
Ankunft am Hotel Cuba in der Via
Trapani in Rimini. Die Straße liegt ziemlich weit außerhalb des
touristischen Ortskerns. Das Hotel scheint heute zum ersten Mal nach
der Winterruhe zu öffnen. Es ist in allen Räumen eisig kalt. Erst
als wir im Speisesaal Platz nehmen, werden die Klimaanlagen
eingeschaltet. Wir setzen uns an einen noch freien Tisch am Ende des
Saals – da dürfen wir aber nicht bleiben, wir müssen aufrücken –
dicht heran an die anderen Gäste. Vermutlich, um der Bedienung zu
lange Wege zu ersparen. Unser erstes Abendessen besteht aus Pasta,
Schweinebraten und Obst. In unserem Zimmer läuft im Bad die
Klospülung ohne Unterlass.
Die Duschlösung ist sehr
gewöhnungsbedürftig, die Klobrille liegt demontiert neben der
Toilette. Das repariert mein mitgereister Schlossermeister natürlich
meisterhaft. Außerdem brennt nur eine von drei vorhandenen Lampen.
Darum und um die anderen Problemfälle will sich der Chef am nächsten
Morgen kümmern – und tut es auch sehr verlässlich. Zum Frühstück
gibt es das typisch italienische Weißbrot ohne Geschmack, Wurst,
Käse, Marmelade, Cerealien. Was aufgegessen ist, ist aufgegessen.
Nachgelegt wird nicht. An den beiden Kaffeeautomaten bilden sich
lange Schlangen, denn jeder drückt die Tasten mehrfach, um seinem
Kaffee die richtige Konsistenz zu verleihen.
Der erste Tag steht zur
freien Verfügung. Wir laufen die fünf Kilometer bis zum Hafen und
tanken unterwegs auf diversen Parkbänken Sonne. Weit über 100
„Balnearios“, also Badeanlagen am Meer, versperren über die
gesamte Strecke Sicht und Zugang zum Strand.
Findet man doch mal eine
Gasse, durch die man zum Meer gelangt und wirft von dort einen Blick
zurück, macht das Ganze keinen guten Eindruck. Da viele der
Badeanlagen ungepflegt und (vielleicht nur zu Anfang der Saison)
vernachlässigt wirken, erinnert uns der Anblick ein wenig an die
Favellas in Südamerika.
Am Kennedyplatz sind gerade Bauarbeiten im
Gang. Die machen Hoffnung, denn hier soll eine attraktive
Strandpromenade entstehen. Wir gehen die Hauptstraße entlang,
Richtung Rimini-Zentrum. Geschäfte, Bars und Restaurants reihen sich
aneinander. Viele werden von Tamilen betrieben. Die Italiener
scheinen alles verpachtet zu haben, um promenieren zu können, Sport
zu treiben, mit dem Hund spazieren zu gehen, sich mit Familie und
Freunden zu treffen, gemeinsam zu tafeln und zu schwatzen. Jetzt
finden wir ein sonniges Plätzchen zum Niederlassen.
In der Bar
Souvenir an der Hafeneinfahrt genießen wir Martini (4 Euro) und
Espresso (1,70 Euro) und beobachten in aller Entspanntheit das
Treiben.
Als wir uns fit genug zum Weitergehen fühlen, schlagen wir
den Weg entlang des Flusses Marecchia bis zur Römischen Brücke
Ponte di Tiberio ein.
Von dort aus betreten wir die Altstadt und
entdecken einen Platz nach dem anderen. Wir sehen etliche noble
Geschäfte, einladende Cafés, die mit süßen Spezialitäten zum
Bleiben verlocken. In der geschmackvoll und gemütlich eingerichteten
Pasticceria Il Duomo gönne ich mir einen Espresso mit flüssiger
Schokolade und Sahnehaube.
Den Weg zurück zum Meer nehmen wir durch
einen schönen Park. Bis zum Hotel wollen wir aber nicht laufen. An
Haltestelle Nr. 12 steigen wir in den Bus und kommen mit dem
1-Zonen-Ticket für 1,30 Euro bis zur, dem Hotel nächst gelegenen
Haltestelle Nr. 26. Das Verkehrssystem ist gut organisiert hier in
Rimini - auch Fremde kommen damit prima klar. Unbedingt daran denken:
Die Tickets, die man in jeder Tabaccheria kaufen kann, müssen im
Automaten im Bus entwertet werden.
Am nächsten Tag fahren wir mit
Quasselstrippe Sabrina als Reisebegleiterin per Bus nach Perugia und
Assisi.
Während der dreistündigen Fahrt gibt sie uns zahlreiche
Informationen zu Landschaft, Lebensart und Sprache. Dunkle Wolken
hängen über dem umbrischen Himmel. Sabrina schwärmt von dem
wahrhaftigen Espresso - „ein Genuss für uns Italiener“. „Trinkt
ihn an der Theke in den Bars – dort ist er billiger!“ In Perugia
kaufen wir Trüffel, bewundern Paläste und kosten die von einem
Händler aus Bangladesh am Straßenstand angebotenen Maiskolben.
Nächster Stopp: Assisi. In der hübschen Altstadt, wo das Laufen
wegen der kleinen Pflastersteine nicht gerade bequem ist, stromern
wir bei Regen durch die idyllischen Gassen. Die meisten Häuser sehen
wie frisch renoviert aus.
Ich esse hier die köstlichste
Zwiebel-Pizza meines Lebens. Und die mit Creme gefüllte süße
Blätterteigrolle ist ebenso ein Genuss. Zum Einkaufen gibt es
Vielerlei und vielerlei wirklich schöne Dinge jenseits der typischen
Souvenir-Artikel. Kunst, Kunsthandwerk, Köstlichkeiten der Region,
Schmuck und mehr.
Der Trendtours-Ausflug am Folgetag
führt uns nach Santarcangelo und San Marino. Der erste Ort ist ein
kleines Städtchen. Der Markt bietet neben Obst und Gemüse auch
Kleidung – allerdings eher für die biedere Hausfrau.
Darüber
hinaus gibt es nicht so viel zu sehen, wie die Aufenthaltszeit
dauert.
Die Grotte hätte uns interessiert, aber dafür reicht die
Zeit dann wiederum nicht. Die dunklen Wolken von gestern verfolgen
uns offensichtlich. Hinzu kommt eine unangenehme Kühle. Da sind wir
froh, als der Bus wieder vorfährt und wir einsteigen können.
In San
Marino nehmen wir des Wetters wegen am gemeinsamen Mittagessen im
Restaurant, das sich unweit des Parkplatzes befindet, teil. In der
gemütlichen Taverne sitzt es sich prima und die acht Euro pro
Gericht (Pasta, Pizza oder Fleisch inkl. einem Getränk) sind gut
angelegt. Für den Preis erwarten wir nicht viel, werden aber
angenehm überrascht. Alles ist sehr schmackhaft, das Personal nett
und flott. Wer gut zu Fuß ist, nimmt sich zum Dessert die weitere
Erkundung des Ortes vor bis ganz nach oben zu den Festungstürmen.
Unterwegs locken Geschäfte mit sehr touristisch gefärbten Auslagen.
Teure Uhren, Schmuck, Waffen und Parfums sind hier der Renner. Hat
man drei Geschäfte gesehen, kennt man sie alle. Die Angebote sind
nahezu identisch. Kreativität ist Fehlanzeige. Da bedauern wir es
nicht, Abschied zu nehmen und die Rückfahrt nach Rimini anzutreten.
Die Zeit bis zum Abendessen (Lasagne und Grillteller) nutzen wir, um
noch ein wenig am Meer entlang zu gehen. Die vielen einzelnen
Schuhexemplare, die wir am Strand finden, würden reichen, um ein
modernes Kunstwerk daraus zu gestalten. Das scheint ein ähnliches
Phänomen zu sein, wie das mit den Socken, die von Waschmaschinen
gefressen werden.
Am nächsten Morgen endlich Sonne. Die
Mitreisenden sind schon unterwegs nach Venedig. Weil wir dort schon
oft waren, verzichten wir und nehmen uns Zeit für Rimini. Auch wenn
das Brot am Frühstücksbuffet schon etwas eingetrocknet ist,
genießen wir es, ganz in Ruhe zu frühstücken. Der Cappuccino aus
dem Automaten besteht übrigens locker den
„7-Sekunden-Zucker-auf-Schaum-bleiben“-Test. Mit dem Linienbus
Nr. 11 fahren wir bis zur Haltestelle Nr. 16 und laufen von dort die
Geschäftsstraße entlang in Richtung Hafen. Unterwegs kommen wir an
unzähligen Drei- und Viersterne-Hotels vorbei, die in der Überzahl
einen sehr gepflegten Eindruck machen. Kaum eines der Häuser ist
höher als fünf Stockwerke. Wir legen uns eine Weile an den hier
freien Strand und genießen die Sonne.
Später am Tag gibt es in
„unserer“ Hafenkneipe wieder Martini und Espresso.
Danach
erkunden wir das mittelalterliche Fischerviertel Borgo San Giuliano,
das gegenüber der Altstadt auf der anderen Fluss-Seite liegt. Die
Häuser sind ein Open-Air-Kunstmuseum. Auf den bunten
Fassaden-Untergrund haben Künstler Wandmalereien gezaubert. Zu sehen
sind Szenen aus den berühmtesten Werken Fellinis und diverse
Porträts.
Auch die bunten Keramikschilder neben den Eingangstüren
sind ein echter Hingucker. Dort finden sich die Namen der letzten
Fischer, die hier seit Mitte des 20. Jahrhunderts lebten.
Der
Spaziergang hat sich gelohnt. Für den Fußmarsch belohnen wir uns in
dem schon am ersten Rimini-Tag entdeckten Café mit einer leckeren
Gebäckspezialität.
Der nächste Tag ist wieder ein
Reisetag. Es geht nach Florenz. Inklusiv Pause brauchen wir etwa 3,5
Stunden bis dorthin. Bevor wir zur Altstadt fahren, legen wir noch
einen Stopp am Piazzale Michelangelo auf einem Hügel am
gegenüberliegenden Arno-Ufer ein, von wo man einen herrlichen Blick
über Florenz genießt.
Natürlich haben sich diesen Platz auch
etliche Souvenir-Stände zunutze gemacht. Für Frau Schnäppchenjäger
finden sich hier ein sehr schöner Florenz-Schal und ein ebenso
schönes Florenz-Shirt zu je 5 Euro. Trotz des günstigen Preises ist
die Qualität nicht schlecht. Vor dem Ausstieg in der Altstadt werden
Stadtpläne an die Fahrgäste ausgeteilt. An der angebotenen
Stadtführung nehmen wir nicht teil. Statt dessen arbeiten wir anhand
des Plans die schönsten Plätze, Paläste und Denkmäler im Zentrum
auf eigene Faust ab. Kirchen, außer dem Dom von Santa Maria del
Fiore, gucken wir uns von innen nicht an.
Die Besichtigung des Doms
ist ohne Eintrittsgeld-Zahlung möglich. Unbedingt will ich den
Schweine-Brunnen (Porcellino) finden. Man soll eine Münze auf den
Kopf des Ebers legen. Fällt sie in das Gitter darunter, soll es
Glück bringen. Wir finden diesen verdammten Brunnen nicht. Das
Schwein hat wohl das Weite gesucht. Ob es deswegen jetzt anfängt zu
regnen? Doch es sind ja nur einige wenige Tropfen – Petrus hat ein
Einsehen. An den Uffizien beginnend schlendern wir durch die
Altstadt. Auf die Meisterwerke im Inneren verzichten wir. Dafür
bewundern wir die Skulpturen auf der Piazza della Signoria – die
bekannteste ist natürlich Michelangelos David. Das Original befindet
sich in der Galleria dell'Accademia, aber diese Kopie ist bestimmt
ebenso schön.
Obwohl wir zu Hause eigentlich genügend Stehrumchen
haben, eine Miniatur der Skulptur muss unbedingt noch bei uns
einziehen. An jedem Souvenir-Stand gibt es diese Figuren aus
verschiedenstem Material und in jeder Größe zu kaufen. Die
allgemeine Betriebsamkeit in der Altstadt, die vielen Restaurants,
Bars und Cafés – viele haben ihren eigenen, ganz besonderen Stil –
bezaubern uns. Ein Stück Pizza im Schnellimbiss kostet zwei bis drei
Euro – das ist für eine solche Touristenstadt doch ein sehr
humaner Preis. Doch Florenz ist eben auch eine Universitätsstadt –
da muss man wohl preislich gesehen den jungen Leuten etwas
entgegenkommen.
Rund um die Markthalle ist heute ein Lederwaren-Markt
aufgebaut. Wir fliegen hindurch, denn die Zeit sitzt uns im Nacken.
Florenz lässt sich übrigens nicht nur zu Fuß erkunden, sondern
auch mit Hop-On-/Hop-Off-Bussen, per Kutsche, Rikscha und allerlei
anderen Gefährten. Zum Abschied werfen wir noch einen Blick auf die Ponte Vecchio - dann treten wir um 16 Uhr leider schon wieder die Rückfahrt
an.
Der letzte Urlaubstag ist wieder grau
und kühl. Die einzige Stunde Sonne am Nachmittag genießen wir in
Rimini an der Hafenbar, wo wir heute schon wie alte Bekannte begrüßt
werden. Beim Bummel durch das Städtchen kommen wir dieses Mal am
Castel Sismondo vorbei und an den Überresten des römischen
Amphitheaters. Neben Augustusbogen und Tiberiusbrücke ist es das
dritte der großen römischen Monumente im Ort.
Besichtigen lässt
sich gar nichts – die Saison beginnt erst Anfang April. Das merkt
man auch daran, dass an zahlreichen Straßen und Plätzen in Rimini
gebaut wird. Unsere „Henkersmahlzeit“ im Hotel besteht aus
Farfalle und Schnitzel ohne Panade.
Am nächsten Morgen um 7.00 Uhr ist die
Abfahrt geplant. Alle – außer mir – sitzen natürlich schon eine
Viertelstunde vorher im Bus. Eine traurige Nachricht erreicht uns an
diesem Morgen. Der Busfahrer eines befreundeten Unternehmens war eine
Stunde zuvor einem Herzinfarkt erlegen. Unsere Busfahrerin springt
für ihn ein, so dass wir nur mit Detlef als einzigem Busfahrer, der
dazu auch noch Geburtstag hat heute, die Rückreise antreten. Zehn
Lenkstunden seien für Busfahrer zulässig, versichert der seiner
besorgten Mitfahrerschaft. Wir sind alle beunruhigt, denn wir spüren,
dass er sehr betroffen ist von diesem Vorfall. Ganz still ist es im
Bus. Niemandem ist es danach, die Fahrt zu genießen und in
fröhlicher Geselligkeit durch die Landschaft zu fahren.
Irgendwann
beschließe ich dann, mich anzubieten, um Getränke an die
Mitreisenden auszugeben. Sogar Cappuccino & Co. kriege ich mit
ein wenig Nachhilfe von Detlef schließlich ganz gut hin. Knapp 16
Stunden nach Abfahrt sind wir wieder in Koblenz. Unter dem Strich:
Die Trendtours-Reise hat sich gelohnt, wenn die Jahreszeit auch noch
ein wenig zu früh für Rimini war. Aber das
Preis-Leistungsverhältnis war super, wir haben viel gesehen, die
Reiseleitung war top. Wir werden sicherlich bald einmal wieder mit
diesem Unternehmen auf Tour gehen.