Montag, 14. September 2015

Über achtzig Mal in vino veritas - Koblenzer Winzer laden zur Rathaus-Weinverkostung ein

Koblenz. Vierzehn der siebzehn Koblenzer Winzerbetriebe aus den vier Weinbau betreibenden Stadtteilen Lay, Moselweiß, Güls und Ehrenbreitstein präsentierten sich im Rathaussaal mit je sechs verschiedenen Weinen bzw. Sekten. Dabei dominierte ganz klar der Riesling, eine weiße Rebsorte, die in den beiden Koblenzer Anbaugebieten Mittelrhein und Terrassenmosel ideale Voraussetzungen findet. Die meisten Weinbaubetriebe boten schon ihre 2013er Weine an, obwohl die Verfüllung größtenteils erst in den nächsten Tagen und Wochen erfolgt. Der erste Vorsitzende der Koblenzer Winzer, Karsten Lunnebach, Inhaber des Gülser Weinguts Karl Lunnebach, eröffnete zusammen mit Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig die Veranstaltung. Ein Hoch auf die Koblenzer Weine brachten zudem aus die Koblenzer Weinkönigin Lorena Kollmann sowie die drei Gülser Blüten- und Weinmajestäten, Königin Laura Jeromin mit ihren Prinzessinnen Nina Kadenbach und Lena Netta.
Hofmann-Göttig, bekennender Rotwein-Liebhaber, verkostete selbst manch edlen Tropfen. Hatte er sich zuvor noch ausschließlich auf die Rotweine festgelegt, so sah man ihn später doch auch einmal weiße Weine probieren. Seinem Ausspruch „Die Schwarzen können die weißen trinken“ blieb er demnach nicht ganz treu. Kein Wunder, denn die weißen Qualitäts- und Prädikats-Weine waren in der Mehrzahl. Je nach Variante und Winzer unterschieden sie sich vor allem und ganz erheblich durch den Restzuckergehalt, für den Werte zwischen 1 bis 65 g/l angegeben waren. Abgerundet im Geschmack, ausgeglichen in Alkohol und Säure, so wünscht sich der Winzer einen guten Wein, sagte Toni Reif vom gleichnamigen Weingut in Moselweiß. In dieser Hinsicht empfiehlt er von seinen 2013ern besonders den Spätburgunder Rotwein trocken mit 13,5 Volumenprozent Alkohol. Wessen Sensorik gut geschult ist, schmeckt bei verschiedenen weinen sogar Brombeer- oder andere leichte Aromanoten heraus. Viel Nachfrage erfuhr an diesem Tag der Blanc de Noir, ein Weißwein aus roten Trauben, den einige Winzer im Ausschank hatten. Die Sorte mit dem wohlklingenden Namen scheint als Alternative zu Weißherbst oder Rosé schlichtweg angesagt zu sein. „Ein leichter Wein, ideal für die ersten Frühlingstage“, bestätigte auch Nina Saas, die am Stand des seit 1890 in Koblenz ansässigen Weinguts Christof Schwaab aus Güls beim Ausschank half. Der Oberbürgermeister probierte allerdings zunächst lieber den roten 2011er Spätburgunder trocken, ein Qualitätswein vom Koblenzer Marienberg, ließ sich dann aber doch noch zu einem kleinen Blanc de Noir-Ausflug hinreißen. Sein Kreuzchen in der Probenliste setzte er dennoch hinter den Spätburgunder. Ein Weißburgunder war der einzige Wein des Jahrgangs 2013, den das Weingut Wagner aus dem Ehrenbreitsteiner Mühlental zur Probe mitgebracht hatte. Der Wein mit seiner milden Säure sei eine gute Alternative zum Riesling und habe sich als Trend durchgesetzt, gab Christian Wagner an, der Winzer der vierten Generation des rechts-rheinisch gelegenen Weingutes ist. Das Angebot von gleich drei 2012er Spätlesen belegten das Prinzip der Winzerfamilie, die Trauben in dem sechs Hektar großen Steilhang immer so lange wie möglich an den Reben zu belassen.
Nicht alle Koblenzer Winzer allerdings betreiben ihr Weingut im Haupterwerb. Nur 0,4 Hektar Anbaufläche bewirtschaftet zum Beispiel Rolf Göbel aus Lay, "Addi", der seit 2011 zusätzlich einen Bier- und Weingarten betreibt. In dem seit Generationen bestehenden Weinbetrieb produziert er nicht nur verschiedene Rieslingweine sondern auch Weinbrände und andere Hochprozentige Getränke. Die 2013er Weine, die er im Rathaus schon als erste Fassproben anbot, sollten erst ein paar Tage später zur eigentlichen Abfüllung gelangen. Über die Qualität dieses Jahrgangs waren sich alle befragten Winzer einig, obwohl das Klima gerade am Ende der Reifezeit eher problematisch gewesen sei. Durch hohe Feuchtigkeit in den letzten Wochen reiften viele Trauben nicht voll und konnten weniger Zucker einlagern. Weil Säure aber auch ein Geschmacksträger ist, erreichten die 2013er-Weine doch eine hochwertige Qualität, nur bei der Quantität mussten zum Teil große Einbußen hingenommen werden. "Mit blauem Auge davon gekommen", fasste es Andreas Mader vom Weingut Hans Mader aus Lay zusammen, der sogar nur die Hälfte der Vorjahresmenge produziert haben will. Da hat es offenbar auch nichts genutzt, dass seine Weinlagen in und um Koblenz breit aufgestellt sind. Die meisten Koblenzer Winzer bewirtschaften Rebflächen nur in ein oder zwei Weinlagen. Manche gehen allerdings fremd. So wie Karsten Lunnebach, der das Weingut in der vierten Generation führt. Er hat Weinlagen auch im Winninger Domgarten - die Liebe zu den Trauben kennt eben keine Grenzen. Dort und in Güls wachsen bei ihm auf insgesamt rund sechs Hektar eine Vielzahl an Rebsorten. Darunter die erst seit 1971 existierende, seit 2002 zugelassene, beliebte rote Sorte Acolon, eine Dornfelder-Kreuzung.
Besucher der Weinverkostung im Rathaus, die hier ihren neuen Lieblingswein gefunden haben, werden sich nicht nur die eine oder andere Flasche nach Hause holen, sondern sich vielleicht auch einmal das Weingut anschauen wollen. Viele von ihnen machen mittlerweile den Wein zum Erlebnis mit verschiedensten Angeboten wie speziellen Weinfesten, Weinproben, Weinbergtouren oder Kellerrundgängen. Christof Schwaab hat sich, speziell für die Jugend, zwei neue Varianten ausgedacht. Ab Mai bietet der Winzer Geocaching im Weinberg an, den er zu einem Grünen Klassenzimmer mit Weinbergführungen für Schüler umfunktionieren will.
Bei der Rathaus-Weinverkostung konnten sich die Besucher jetzt schon einen kleinen Vorgeschmack auf das holen, was die Rotweinprobe, die im November stattfinden wird, unter Beweis stellen soll, und wovon der Oberbürgermeister überzeugt ist: "In Koblenz gibt es auch sehr gute rote Weine!" - BSB -

Mit Senioren unterwegs - Schiffstour auf dem Rhein

Die Nachfrage nach der vom Amt für Jugend, Familie, Senioren und Soziales der Stadt Koblenz durchgeführten Ganztages-Schiffstour für Seniorinnen und Senioren wird von Jahr zu Jahr größer. Innerhalb weniger Stunden nach Vorverkaufs-Start waren die im Bürgeramt der Stadt Koblenz erhältlichen sechshundert Karten ausverkauft.
Als dann am Morgen "MS Rheingold", ein Schiff der Rheinschifffahrt Hölzenbein GmbH, am Anleger am Konrad-Adenauer-Ufer festmacht, füllen sich die beiden Decks im Nu. Jeder will natürlich den für sich optimalen Platz "ergattern". Die Mutigeren suchen sich einen Platz auf dem Sonnendeck, obwohl am Himmel noch dunkle Wolken die Sonne verdecken und ein kühler Wind einen längeren Aufenthalt dort nicht besonders angenehm macht. Als Punkt 10 Uhr Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig und Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein an Bord kommen, kann die Fahrt rheinabwärts Richtung Linz losgehen. "Klaus von der Karthaus", Klaus Eppenich, sorgt am Keyboard mit einem immensen Lied-Repertoire für die richtige Stimmung zum Schunkeln, Tanzen oder Mitsingen. Doch zuvor heißt es noch einmal zuhören. Denn der Oberbürgermeister berichtet stichpunktartig von den großen Themen, mit denen sich alter und neuer Stadtrat beschäftigen. Besonders viel Applaus spenden die Gäste für die Nachricht, dass der Bau eines neuen Hallenbades im Büropark Moselstausee jetzt beschlossene Sache ist. Denn ein Schwimmbad wünschen sich viele, um bei täglichen Runden im Wasser etwas für das Fitbleiben zu tun. Wie fit die Bordgäste allesamt sind, das verwundert die Bürgermeisterin kaum - bestätigt es doch, was ihr betagte Senioren immer wieder sagen: In Koblenz könne man richtig gut alt werden. Immerhin leben in dieser Stadt 32 Personen, die sogar 100 Jahre und älter sind. Nach diesem "offiziellen Teil", gehen die Stadtoberen durch die Reihen, schütteln viele Hände und nehmen sich Zeit für kurze Gespräche. Natürlich erhält auch Kapitän Alexander Hölzenbein am Steuerstand Besuch von Hofmann-Göttig. Obwohl der sich trotz seiner langjährigen Erfahrung ein wenig auf das "Rennen der Giganten" auf dem Fluss konzentrieren muss, gibt er gerne Auskunft über das Schiff, das er nach eigenen Entwürfen vor mehr als zwanzig Jahren in Oberwinter bauen ließ. Es ist 55 Meter lang und 11 Meter breit, verfügt über einen 18.000 Liter-Tank und verbraucht rund 100 Liter Diesel pro Stunde, erzählt Hölzenbein. Mit dem Tankinhalt von jetzt noch 6.000 Litern könnte er die Fahrgäste also weitere sechzig Stunden lang befördern. Doch bis Linz und zurück werden nur etwa sechseinhalb gebraucht. Seine "wertvolle Fracht", für die er immer wieder persönlich nach dem Rechten schaut, befördert der Kapitän jetzt vorbei an Kaltenengers, Weißenthurm, Schloss Engers und vielen anderen interessanten und schönen Ausblicken. In Bad Breisig, nach anderthalb Stunden Fahrtzeit, gehen die Stadtoberen von Bord, nachdem sie zusammen mit allen Gästen das im kleinen Reise-Preis inbegriffene Mittagessen, bestehend aus Kartoffelsalat und einer großen Bockwurst, eingenommen haben. Nach der Stärkung und einer weiteren Stunde Fahrt beginnt in Linz die Ausschiffung für alle. Die Schräge der Anleger-Rampe zu bewältigen, stellt hier für den einen oder anderen Gast ein kleines Problem dar. Nicht verwunderlich, wenn man all die Gehhilfen und Rollatoren im Eingangsbereich des Schiffes stehen sieht. Doch schließlich ergießt sich das große Heer der Schiffsreisenden in die schöne Linzer Altstadt, die damit schlagartig eine Belebung erfährt, über die sich natürlich besonders die Geschäftsleute und Gastronomen freuen. Denn die meisten wollen sich hier auch etwas gönnen, ein Stück Kuchen, ein Eis, eine kleine Erinnerung. Die zwei Stunden Aufenthalt vergehen sehr schnell. "Wenn Du nicht nach Hause schwimmen willst, musst Du jetzt voran machen!" ermahnt da sogleich der Ehemann seine Liebste. Die Rückfahrt nach Koblenz genießen viele auf dem obersten Deck, denn die Sonne zeigt sich nun endlich in ihrer ganzen Pracht. Kurz vor Erreichen des Heimathafens, trägt das Altstadtoriginal Manfred Gniffke, der mit seiner Ehefrau an Bord ist, noch einmal zur Erheiterung aller bei. "Dat Kowelenzer Schängelche"-Lied gab der Alleinunterhalter Klaus vorhin nicht in der "einzig wahren" Mundart zum Besten, den Fehler will Gniffke korrigieren. Und wenn er einmal ein Mikrofon in der Hand hat, ist er ganz in seinem Element. Mit viel Humor gewürzt, dankt er all denen, die zum Gelingen dieses Tages maßgeblich beigetragen haben. Er dankt dem Musiker für seinen stundenlangen Einsatz, den als Organisatoren tätigen Mitarbeitern des Sozialamtes, besonders Monika Herber, ihrer Kollegin "Alex" und dem als Fotograf mitgereisten Gisbert Morgenroth. Auch das freundliche Personal vergisst Gniffke nicht. Und dann singt er es endlich, das Schängelche-Lied, die "Koblenzer Nationalhymne". Das ist sichtbar eine Herzenssache für ihn. So stimmen schnell alle mit ein, besonders ausgelassen das Personal. Bald wird es Zeit, sich zu verabschieden. "Bis zum 23. September!" sagen viele. An diesem Tag startet nämlich der traditionelle Seniorennachmittag mit Volksliedern in der Rhein-Mosel-Halle. Den will man sich auf keinen Fall entgehen lassen.