Koblenz.
Vierzehn der siebzehn Koblenzer Winzerbetriebe aus den vier Weinbau
betreibenden Stadtteilen Lay, Moselweiß, Güls und Ehrenbreitstein
präsentierten sich im Rathaussaal mit je sechs verschiedenen Weinen
bzw. Sekten. Dabei dominierte ganz klar der Riesling, eine weiße
Rebsorte, die in den beiden Koblenzer Anbaugebieten Mittelrhein und
Terrassenmosel ideale Voraussetzungen findet. Die meisten
Weinbaubetriebe boten schon ihre 2013er Weine an, obwohl die
Verfüllung größtenteils erst in den nächsten Tagen und Wochen
erfolgt. Der erste Vorsitzende der Koblenzer Winzer, Karsten
Lunnebach, Inhaber des Gülser Weinguts Karl Lunnebach, eröffnete
zusammen mit Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig die
Veranstaltung. Ein Hoch auf die Koblenzer Weine brachten zudem aus
die Koblenzer Weinkönigin Lorena Kollmann sowie die drei Gülser
Blüten- und Weinmajestäten, Königin Laura Jeromin mit ihren
Prinzessinnen Nina Kadenbach und Lena Netta.
Hofmann-Göttig,
bekennender Rotwein-Liebhaber, verkostete selbst manch edlen Tropfen.
Hatte er sich zuvor noch ausschließlich auf die Rotweine festgelegt,
so sah man ihn später doch auch einmal weiße Weine probieren.
Seinem Ausspruch „Die Schwarzen können die weißen trinken“
blieb er demnach nicht ganz treu. Kein Wunder, denn die weißen
Qualitäts- und Prädikats-Weine waren in der Mehrzahl. Je nach
Variante und Winzer unterschieden sie sich vor allem und ganz
erheblich durch den Restzuckergehalt, für den Werte zwischen 1 bis
65 g/l angegeben waren. Abgerundet im Geschmack, ausgeglichen in
Alkohol und Säure, so wünscht sich der Winzer einen guten Wein,
sagte Toni Reif vom gleichnamigen Weingut in Moselweiß. In dieser
Hinsicht empfiehlt er von seinen 2013ern besonders den Spätburgunder
Rotwein trocken mit 13,5 Volumenprozent Alkohol. Wessen Sensorik gut
geschult ist, schmeckt bei verschiedenen weinen sogar Brombeer- oder
andere leichte Aromanoten heraus. Viel Nachfrage erfuhr an diesem Tag
der Blanc de Noir, ein Weißwein aus roten Trauben, den einige Winzer
im Ausschank hatten. Die Sorte mit dem wohlklingenden Namen scheint
als Alternative zu Weißherbst oder Rosé schlichtweg angesagt zu
sein. „Ein leichter Wein, ideal für die ersten Frühlingstage“,
bestätigte auch Nina Saas, die am Stand des seit 1890 in Koblenz
ansässigen Weinguts Christof Schwaab aus Güls beim Ausschank half.
Der Oberbürgermeister probierte allerdings zunächst lieber den
roten 2011er Spätburgunder trocken, ein Qualitätswein vom Koblenzer
Marienberg, ließ sich dann aber doch noch zu einem kleinen Blanc de
Noir-Ausflug hinreißen. Sein Kreuzchen in der Probenliste setzte er
dennoch hinter den Spätburgunder. Ein Weißburgunder war der einzige
Wein des Jahrgangs 2013, den das Weingut Wagner aus dem
Ehrenbreitsteiner Mühlental zur Probe mitgebracht hatte. Der Wein
mit seiner milden Säure sei eine gute Alternative zum Riesling und
habe sich als Trend durchgesetzt, gab Christian Wagner an, der Winzer
der vierten Generation des rechts-rheinisch gelegenen Weingutes ist.
Das Angebot von gleich drei 2012er Spätlesen belegten das Prinzip
der Winzerfamilie, die Trauben in dem sechs Hektar großen Steilhang
immer so lange wie möglich an den Reben zu belassen.
Nicht
alle Koblenzer Winzer allerdings betreiben ihr Weingut im
Haupterwerb. Nur 0,4 Hektar Anbaufläche bewirtschaftet zum Beispiel
Rolf Göbel aus Lay, "Addi", der seit 2011 zusätzlich
einen Bier- und Weingarten betreibt. In dem seit Generationen
bestehenden Weinbetrieb produziert er nicht nur verschiedene
Rieslingweine sondern auch Weinbrände und andere Hochprozentige
Getränke. Die 2013er Weine, die er im Rathaus schon als erste
Fassproben anbot, sollten erst ein paar Tage später zur eigentlichen
Abfüllung gelangen. Über die Qualität dieses Jahrgangs waren sich
alle befragten Winzer einig, obwohl das Klima gerade am Ende der
Reifezeit eher problematisch gewesen sei. Durch hohe Feuchtigkeit in
den letzten Wochen reiften viele Trauben nicht voll und konnten
weniger Zucker einlagern. Weil Säure aber auch ein Geschmacksträger
ist, erreichten die 2013er-Weine doch eine hochwertige Qualität, nur
bei der Quantität mussten zum Teil große Einbußen hingenommen
werden. "Mit blauem Auge davon gekommen", fasste es Andreas
Mader vom Weingut Hans Mader aus Lay zusammen, der sogar nur die
Hälfte der Vorjahresmenge produziert haben will. Da hat es offenbar
auch nichts genutzt, dass seine Weinlagen in und um Koblenz breit
aufgestellt sind. Die meisten Koblenzer Winzer bewirtschaften
Rebflächen nur in ein oder zwei Weinlagen. Manche gehen allerdings
fremd. So wie Karsten Lunnebach, der das Weingut in der vierten
Generation führt. Er hat Weinlagen auch im Winninger Domgarten - die
Liebe zu den Trauben kennt eben keine Grenzen. Dort und in Güls
wachsen bei ihm auf insgesamt rund sechs Hektar eine Vielzahl an
Rebsorten. Darunter die erst seit 1971 existierende, seit 2002
zugelassene, beliebte rote Sorte Acolon, eine Dornfelder-Kreuzung.
Besucher
der Weinverkostung im Rathaus, die hier ihren neuen Lieblingswein
gefunden haben, werden sich nicht nur die eine oder andere Flasche
nach Hause holen, sondern sich vielleicht auch einmal das Weingut
anschauen wollen. Viele von ihnen machen mittlerweile den Wein zum
Erlebnis mit verschiedensten Angeboten wie speziellen Weinfesten,
Weinproben, Weinbergtouren oder Kellerrundgängen. Christof Schwaab
hat sich, speziell für die Jugend, zwei neue Varianten ausgedacht.
Ab Mai bietet der Winzer Geocaching im Weinberg an, den er zu einem
Grünen Klassenzimmer mit Weinbergführungen für Schüler
umfunktionieren will.
Bei
der Rathaus-Weinverkostung konnten sich die Besucher jetzt schon
einen kleinen Vorgeschmack auf das holen, was die Rotweinprobe, die im November stattfinden wird, unter Beweis stellen soll, und
wovon der Oberbürgermeister überzeugt ist: "In Koblenz gibt es
auch sehr gute rote Weine!" - BSB -